30. Dezember 2020 / Allgemein

100 Jahre - Ideen. Wissen. Glas.

Firmengeschichte von Teutemacher Glas, Warendorf

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100 Jahre - Ideen. Wissen. Glas.

Firmengeschichte von Teutemacher Glas, Warendorf

Seit 100 Jahren ist die Firma Teutemacher Glas und Spiegel am Standort Warendorf ansässig. Das Unternehmen, das aktuell knapp 90 Mitarbeiter, darunter sechs Auszubildende, beschäftigt, hat sich im Laufe der Jahrzehnte immer wieder den Anforderungen des Marktes angepasst und durch Investitionen in die Produktionstechnik und Digitalisierung weiterentwickelt. Wichtigste Komponente für den Erfolg sind die häufig langjährig tätigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die über viel Fachwissen verfügen und sich engagiert und flexibel für das Unternehmen einsetzen. 

Am 31.12.1920 meldete Josef Teutemacher sein Gewerbe mit Marmorwaren und Spiegeln bei der Stadt Warendorf an. Der 27jährige Sohn des Königlich Preußischen Lokomotivführers Johann Teutemacher und seiner Frau Christine hatte eine Ausbildung als Groß- und Einzelhandelskaufmann absolviert und den 1. Weltkrieg als Soldat in der Kraftfahrerkompanie überstanden.
Das Auftragsbuch aus der Anfangszeit von Josef Teutemacher zeigt, dass sich der Existenzgründer seinen Kundenstamm im Münsterland, im benachbarten Ostwestfalen und im Ruhrgebiet suchte. Damals kauften die Menschen ihre Möbel beim Schreiner, der sie nach individuellen Wünschen anfertigte. Teutemacher lieferte dazu die Spiegel und Marmor- und Glasplatten auf Maß. 

     Hilde Pinnekamp

    Josef Teutemacher und seine Frau Hilde Pinnekamp

Firmensitz war das Elternhaus in der Annenstraße 13. In einer kleinen Werkstatt begann Josef Teutemacher damit, Glas zu schneiden, zu schleifen und später auch Glas mit Silbernitrat zu begießen, um Spiegel selbst herzustellen. 
Seine älteste Tochter Hilde, geb. 1922, absolvierte nach ihrem Abitur eine kaufmännische Ausbildung (1942) und war bis 1981 ununterbrochen im väterlichen, später eigenem Unternehmen tätig. 

1946 kehrte der Warendorfer Karl Pinnekamp aus amerikanischer Kriegsgefangenschaft zurück nach Warendorf. Er war direkt nach dem Abitur als Soldat verpflichtet worden. 
Eigentlich sollte er den elterlichen Baubetrieb übernehmen, da sein ältester Bruder in Russland gefallen war. Ein Arbeitsunfall zwang ihn, sich umzuorientieren. Er wurde bei Teutemacher tätig und heiratete 1951 Hilde Teutemacher. Gemeinsam führten sie den Betrieb bis in die achtziger Jahre.

Als in den fünfziger Jahren die Werkstatt zu klein wurde, baute das Ehepaar ein Bürohaus mit zwei angeschlossenen kleinen Hallen in der Südstraße 3. Im Jahre 1956 erfolgte dann der Umzug von der Annenstraße in die Südstraße. In der Annenstraße verblieb die handwerkliche Fertigung von Blei- und Messingverglasungen in Einzelfertigung und in Serien für die Möbelindustrie. (In den siebziger Jahren musste das Elternhaus Annenstraße 13 und die Werkstatt der neuen innerstädtischen Umgehungsstraße, der Blumenstraße, weichen.)

Die Umsätze erzielte Teutemacher Glas jetzt durch den Glashandel, mit Montagen und - bei zunehmender Nachfrage nach geschliffenen Gläsern durch die wachsende Möbelindustrie- mit der Glasschleiferei. Anfänglich waren noch Schleifwalzen für den Kantenschliff im Einsatz und Putztische, gefüllt mit Sägemehl, in denen die geschliffenen Gläser per Hand trocken und sauber geputzt wurden. Nach und nach investierte das Ehepaar in Maschinen und im Jahre 1965 auch wieder in eine Erweiterung der Gebäude.

Als die handwerklich hergestellten Spiegel mit den neuerdings industriell produzierten Spiegeln kostentechnisch nicht mithalten konnten, gab Teutemacher die Spiegelbelegerei auf. Seitdem kauft das Unternehmen Spiegel in Rohmaßen zu und verarbeitet sie als Zuschnitte oder geschliffen. 

Noch bis weit in die 1970er Jahre wurden Fenster in Deutschland mit Einfachglas ausgestattet. Dann begann der Siegeszug von Isolierglas, das zunächst aus zwei auf Abstand verbundenen Scheiben bestand. Dadurch konnte die Wärmedurchlässigkeit eines Fensters im Vergleich zu einem einfach verglasten Fenster halbiert werden. 

Zu der Zeit betrug die Lieferzeit für Isolierglas, das anfangs ausschließlich von Industrieunternehmen gefertigt wurde, bis zu 12 Wochen. Das veranlasste Hilde und Karl Pinnekamp zu einem großen Wagnis, eine Investition in die Produktion von Isolierglas. Sie kauften eine der ersten am Markt zu erhaltenden vertikalen Isolierglaslinien. Seit 1972 stellte Teutemacher im eigenen Unternehmen Isolierglas unter dem Namen „Isotherm“ her. Die Geschäfte liefen gut. Inzwischen beschäftigte Teutemacher zehn Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Das machte 1978 den Anbau einer weiteren Halle erforderlich, um den Bereich des Glaszuschnitts zu erweitern.

Die in Auftrag gegebenen Gläser für die Isolierglasherstellung oder die Schleiferei fasste man, nach Glasarten und -dicken sortiert, zusammen. Jetzt galt es aus der jeweiligen Basisglastafel die erforderlichen Größen herauszuschneiden.  Die Industrie lieferte diese Glastafeln inzwischen in den Maßen 3,21 m x 6,00 m Das Ziel war es, den Verschnitt möglichst gering zu halten. Anfangs erfolgte die Aufteilung handschriftlich auf Papier. Das erforderte Geschick und Erfahrung und nahm viel Zeit in Anspruch. Bahnbrechend war dann die Erfindung einer EDV gestützten Verschnittoptimierung durch einen Physiker. Sehr frühzeitig investierte Teutemacher in die elektronische Datenverarbeitung und kaufte die Lizenz für eine solche Optimierung, die heute nicht mehr wegzudenken ist. 

Seitdem investierte das Unternehmen weiterhin regelmäßig in die Digitalisierung aller technischen und kaufmännischen Vorgänge im Unternehmen. 

Als Anfang 1981 Diplom-Kaufmann Carl Pinnekamp, ältester Sohn von Hilde und Karl, nach Studium und Erfahrungen in der Glasindustrie in die Firma eintrat, brach durch den Wegfall von Subventionen für den Austausch von einfach verglasten Fenstern mit Isolierverglasung von heute auf morgen der Umsatz im Isolierglasgeschäft um die Hälfte weg.
Erst nach und nach erholten sich die Umsätze im Bereich der Isolierglasherstellung wieder. Die Firma verstärkte den Bereich der Schleiferei durch einen erweiterten Kundenkreis im Bereich der Möbelindustrie. Auf der Suche nach neuen Produkten setzte man zunächst darauf, Glas zu biegen, um dann die neuen Verfahren zur UV-Verklebung von Glas zu testen. Diese Innovation wurde zu einem Renner. Teutemacher war der erste Veredelungsbetrieb im hiesigen Raum, der diese Technik des unsichtbaren Glasklebens beherrschte und anbieten konnte. Die erste CNC -Schleifmaschine kaufte die Firma in dieser Zeit, um die notwendige Maßgenauigkeit für UV-Verklebungen zu erreichen. Auch heute noch sind UV-Glasverklebungen ein wichtiges Standbein von Teutemacher.

Parallel dazu gab es technische Neuerungen beim Isolierglas. 
Durch spezielle Glasbeschichtungen konnte der Wärmeverlust von Isolierglas noch einmal halbiert werden. Teutemacher war eine der ersten Firmen, die beschichtete Isoliergläser dezentral produzierte. Hierzu waren wieder Investitionen in die Isolierglaslinie erforderlich, eine weitere Halle wurde angebaut.
Seit 1986 ist Teutemacher Mitglied in der ISOLAR- Gruppe, einer Kooperation unabhängiger mittelständischer Isolierglashersteller, die Isolierglas nach strengen Qualitätskriterien produziert. Die Produktion unterliegt täglicher Eigenkontrolle und regelmäßiger Fremdkontrolle durch das Institut für Fenstertechnik in Rosenheim gemäß der europäischen Isolierglasnorm.
Parallel zur Ausweitung der Produktion wurde der Bereich Glasmontagen ausgebaut und nach und nach verselbständigt bis hin zur Ausgliederung als Teutemacher Glastechnik GmbH im Jahre 2008. Bereits seit 1997 hatte Teutemacher eine Ausstellung und Werkstatt speziell für Endverbraucher an der Südstraße 1 eingerichtet, nachdem das Nachbargrundstück und -gebäude erworben werden konnten.

Im Jahr 1997 übernahm Teutemacher die Ladbergener Thermo Glas, verlagerte den Betrieb nach Warendorf und investierte anschließend in den Bereich der Sandstrahlung von Glas und die eigene Designentwicklung. Dies war eine Voraussetzung für die Entstehung des Spezialgebietes der Isolierglasherstellung für die Haustürbranche, seitdem ein wichtiger Umsatzbringer.

Ebenfalls 1997 investierte Teutemacher in eine Schneidanlage für Floatglas mit dem Vorteil, auch Modelle schneiden zu können. Die Beschickung erfolgte jetzt durch einen Portalkran mit automatischer Glaszuführung zum Schneidtisch. Durch die Installation in eine integrierte Abschleifvorrichtung für Glasbeschichtungen konnte das manuelle Abflämmen des Glases eingespart werden.

Seit 1998 ist auch Dipl.-Volkswirtin Anne Pinnekamp, Ehefrau von Carl Pinnekamp, nach siebzehn Jahren in der Geschäftsführung der IHK Münster, im Unternehmen tätig. Sie übernahm die Verantwortung für den Finanz- und Kommunikationsbereich. Eine der ersten Tätigkeiten war die Einrichtung einer Website für das Unternehmen.

Als die Nachbarfirma Amsbeck ihren Betrieb verlagerte, konnte Carl Pinnekamp die Flächen mit Gebäuden und Hallen kaufen. Verwaltungsgebäude und Hallen der ehemaligen Eisengießerei wurden aufwendig saniert. Der gesamte Bereich der Schleiferei zog in eine der Hallen. Zwei Hallen und ein Gebäude übernahm die Schwesterfirma MEBATEC Metallbautechnik, die bisher ihren Sitz in Harsewinkel hatte, der Versand konnte sich endlich vergrößern und eine Halle blieb zunächst ungenutzt. Hierher zog im Jahre 2014 die neue Fertigung von Einscheibensicherheitsglas (ESG) ein. Inzwischen ist hier auch die UV-Verklebung angesiedelt.

Ein Jahr zuvor, 2013, trat die 4. Generation in das Unternehmen ein. Dipl. Betriebswirt (FH) Thomas L. Pinnekamp, Urenkel des Firmengründers, übernahm nach Studium und Tätigkeit in einem großen Glasunternehmen in Süddeutschland Aufgaben im Unternehmen. Heute ist er neben Carl Pinnekamp Geschäftsführer von Teutemacher Glas.

Im selben Jahr investierte das Unternehmen erneut in die Erweiterung des Zuschnitts in eine vollautomatische   Verteilung der geschnitten Gläser in Zwischenspeicher mit anschließender sortierter Zuführung an die Isolierglaslinie. Diese Investition entlastete die Mitarbeiter im Zuschnitt, die bisher pro Tag bis zu fünf Tonnen Glas manuell vom Zuschneidetisch abnehmen und stapeln mussten. Gleichzeitig führte diese - auch mit EU-Mitteln geförderte - Investition zu Ressourceneinsparung durch einen geringeren Verschnitt von Glas und mehr Effizienz.

Die Teutemacher Glastechnik und die MEBATEC verschmolzen 2018 zur Teutemacher Glas- und Metallsysteme GmbH und Co.KG. Zielsetzung war es, Synergien zu nutzen. Der Schwerpunkt dieses Schwesterunternehmens der Teutemacher Glas liegt in der Fertigung und Montage von Fenstern und Türen aus Glas und Aluminium, Duschabtrennungen, Ganzglasanlagen, Trennwänden, Glasbrüstungen und Brandschutztüren. 

Seit vierzig Jahren ist Teutemacher Ausbildungsbetrieb für Glaser, Industriekaufleute und Flachglastechnologen. Das große Engagement zeigt sich in den über viele Jahre hohen überdurchschnittlichen Ausbildungsquoten von 10 % (Anteil Auszubildende an Mitarbeiter). Viele der ehemaligen Auszubildenden arbeiten auch heute noch im Unternehmen.

Teutemacher Glas hat sich in den vergangenen 100 Jahren immer den Erfordernissen des Marktes angepasst und durch Investitionen in die Produktionstechnik die steigenden Anforderungen an Qualität, Zuverlässigkeit und kurzfristige Fertigstellung der Produkte geschafft.
Auch die 2016 erfolgte Erweiterung der Schleiferei um ein vertikales CNC-Bearbeitungszentrum, in dem in einem Arbeitsgang auch große Einzelscheiben CNC-gesteuert je nach Vorgaben gebohrt, geschliffen und Ausschnitte gefräst werden, diente diesem Ziel. Die nächste größere Investition wird gerade über den Jahreswechsel installiert, wieder in den Zuschnitt, das Herzstück der Produktion von Teutemacher.

Am 31.12.2020 wird das Unternehmen Teutemacher Glas 100 Jahre alt. Das laufende Jahr forderte die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bedingt durch die Corona-Pandemie im besonderen Maße. Auch wenn Jubiläumsfeierlichkeiten zum Jahreswechsel nicht möglich sind und verschoben werden müssen, danken die Inhaber und Geschäftsführer der Belegschaft für den engagierten und verlässlichen Einsatz u.a. durch Aufhängung eines großen Jubiläumsplakats an der Hallenwand.

www.teutemacher.de 

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