5. November 2022 / Allgemein

Begegnungen schaffen und Teilhabe ermöglichen

Inklusion als Gemeinschaftsprojekt

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Inklusion als Gemeinschaftsprojekt

Begegnungen schaffen und Teilhabe ermöglichen – zwei zentrale Bestandteile der Inklusion, die der Caritasverband im Kreisdekanat Warendorf e. V. und die Stadt Warendorf in den kommenden Jahren intensiver in den Blick nehmen. Helfen werden dabei zwei Projekte: Das HostTown-Programm zu den Special Olympics 2023 in Berlin und das Projekt „verstehen – verändern – verstetigen“ im Rahmen des Förderprogramms Inklusion vor Ort der Aktion Mensch und des MAGS NRW. 

Oft erschweren unterschiedlichste Barrieren die Teilhabe am öffentlichen Leben. Gerade Menschen, die aus gesundheitlichen Gründen oder aufgrund ihres Alters in ihrer Mobilität eingeschränkt sind, eine andere Sprache sprechen oder nur wenige Anknüpfungspunkte an ein soziales Umfeld haben, sind besonders stark betroffen. Denn Barrieren sind vielfältig: die fehlende Rampe für Rollstuhlfahrer, Texte in schwieriger oder nur in deutscher Sprache, mangelnde Bebilderungen im öffentlichen Raum, fehlende Hilfsmittel bei Sinneseinschränkungen und vieles mehr. 

Ein erster Schritt zum Abbau von – oftmals unbewussten – Barrieren beginnt mit der praktischen Wahrnehmung dieser Barrieren. Hier setzen die genannten Projekte an und können in den kommenden Jahren einen wertvollen Beitrag hin zu einem inklusiveren Warendorf leisten. Passend dazu fand daher nun ein erster Austausch zwischen Vertretern der Stadt Warendorf und der Freizeit-AG der Heinrich-Tellen-Schule, Förderschule mit dem Schwerpunkt geistige Entwicklung, statt. 

Die Freizeit-AG arbeitet wöchentlich mit Schulsozialarbeiter Martin Whitehead zum Thema Freizeitgestaltung. Hierbei stehen u. a. Cafébesuche, ein Ausflug auf den Wochenmarkt, Shopping oder auch Spaziergänge an. Aber auch Themen wie Kinobesuche und andere Freizeitaktivitäten sind Inhalte der Arbeit. Je nach Ausflugsziel prüfen die Schülerinnen und Schüler die Umgebung auf Barrierefreiheit. Gleichzeitig verfolgt die AG das Ziel, eine gewisse Präsenz von Menschen mit geistiger und körperlicher Behinderung im Stadtbild zu zeigen und dadurch Vorbehalte und Berührungsängste abzubauen.

Beim Austausch mit der Stadt Warendorf standen nun räumliche Barrieren im Emsseepark im Fokus. Begleitet von Schulsozialarbeiter Martin Whitehead, Schulleiter Tobias Mörth und Schulbegleiterin Silke Maier haben vier Schülerinnen und Schüler der AG ein unnötiges Hindernis am Bootssteg identifiziert und die damit verbundenen Probleme den Vertretern der Stadt Warendorf rund um Bürgermeister Peter Horstmann und dem Inklusionsbeauftragten Rolf Schürmann bewusst gemacht. Dort laden zwar Bänke zum Verweilen am Emssee ein, Rollstuhlfahrer können aber aufgrund des Heckenbestands und der Platzierung der Bänke nicht die vorgegebenen Wege zu den Bänken nutzen. Zudem führt an den Bänken eine kleine Treppe zum Wasser, die durch ein fehlendes Geländer für Menschen mit Mobilitätseinschränkungen nicht gefahrlos nutzbar ist. 

„Mit der Freizeit-AG wollen wir genau für solche Barrieren im öffentlichen Raum sensibilisieren“, erklärt Schulsozialarbeiter Martin Whitehead und stößt damit bei der Stadt Warendorf auf offene Ohren. „Inklusion und vor allem auch die Barrierefreiheit  muss bei allen Planungen von Anfang an mitgedacht werden“, ergänzt der Inklusionsbeauftrage Rolf Schürmann. 

Einig waren sich alle darin, dass noch zahlreiche Barrieren in der Stadt Warendorf schlummern, die es Stück für Stück abzubauen gilt. Die Umgestaltung der Bänke am Emssee soll ein erstes Teilprojekt sein, das im Rahmen des Host Town-Programms zeitnah umgesetzt wird – dies hat Maria Kunstleve, Teamleiterin Sport bei der Stadt Warendorf und verantwortlich für das Host Town-Projekt, direkt im Anschluss an den Termin klären können.

„Für das nächste Treffen mit der Freizeit-AG möchten wir die Gruppe gerne in die Stadtverwaltung einladen“, schlug Bürgermeister Horstmann spontan vor und stieß damit auf großen Zuspruch. „Gerade in unserem alltäglichen Umfeld nehmen wir Barrieren viel zu selten wahr. Wir freuen uns, dass die Schülerinnen und Schüler der Heinrich-Tellen-Schule uns helfen, diese Barrieren aufzuspüren und abzubauen.“

Der regelmäßige Austausch soll dazu dienen, einem barriereärmeren öffentlichen Raum schneller näher zu kommen. Dass Betroffene dabei unbedingt einzubinden sind, machten die Schülerinnen und Schüler an Beispielen aus der Altstadt deutlich. Denn auch dort zeigt sich ein zwiespältiges Bild. Einerseits gibt es Geschäfte, wo ein Zugang mit einem Rollstuhl per se nicht möglich ist. Anderseits aber auch Geschäfte, wo innerhalb des Ladenlokals unüberwindbare Stufen existieren. Ebenfalls sind teilweise die Geschäfte durch das Aufstellen von Waren so beengt, dass eine problemlose Mobilität nicht möglich ist. Gerade wenn Menschen im Rollstuhl alleine unterwegs sind, entstehen erhebliche Probleme bei der Mobilität und dem Zugang diverser Geschäfte. Hier können die Erfahrungen von Betroffenen helfen, mit wenig Aufwand Barrieren abzubauen. So wussten die Schülerinnen und Schüler von guten Ansätzen zu berichten, beispielsweise von Holzrampen mit geringer Neigung, die vielen Rollstuhlfahrern ein selbständiges Aufsuchen von Geschäften ermöglicht.

Einig waren sich alle Teilnehmenden zudem, dass zahlreiche Barrieren nicht von heute auf morgen verschwinden werden. Bis dahin braucht es die Unterstützung aus der Gesellschaft. Besonders wichtig ist daher, wie jede und jeder Einzelne Menschen mit Handicap begegnet: „Viele Menschen begrüßen unser Schülerinnen und Schüler freundlich und respektvoll in der Stadt“, freut sich Schulleiter Tobias Mörth, „aber baulich ist noch viel Bedarf.“ Durch die künftige Zusammenarbeit besteht nun die Chance, dass diese Bedarfe deutlicher zu Tage treten und die Suche nach geeigneten Lösungen vereinfacht wird.  

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