3. März 2019 / Allgemein

Come out to sit in

Marktplatz-Demo in Warendorf

Marktplatz Demo Warendorf

Wenn der Arzt Ihnen sagt, Sie möchten bitte Ihren Stuhl mitbringen, dann schwant Ihnen möglicherweise nichts Gutes. Wenn aufgebrachte Bürger Sie in Warendorf zum Marktplatz einladen und bitten einen Stuhl mitzubringen, dann schwant Politik und Verwaltung nichts Gutes. Denn eine Demo auf dem Marktplatz – das erzeugt noch mehr Aufmerksamkeit für Fakten, die eigentlich irgendwo (O-Ton eines Bürgers) „Pille Palle“ sind, sich aber zu einem Politikum aufgeschaukelt haben, das n in der heutigen Demo von nahezu 200 Bürgern seinen bisherigen Höhepunkt fand. Eine Teilnehmerin feierte sogar ihren Geburtstag hier, mit Familie und Streuselkuchen von Muttern.

Diese Demo war eigentlich ein Sit-In auf dem Marktplatz. Oder besser ein „Sit-Out“, denn die Sorge ist da, dass es in Zukunft häufiger „Sit-Drin“ heißen könnte. Die Fakten in Kurzfassung: Die Verwaltung beschließt eine Änderung der

Sondernutzungsgebühren (jener Gebühren, die für die Nutzung öffentlicher Flächen fällig werden) vorzuschlagen, der Rat informiert sich nicht allzu ausgiebig, die Betroffenen werden erst kurz vor der entscheidenden Ratssitzung informiert und nach Protest und öffentlichem Getöse stimmt der Rat für eine abgeschwächte Erhöhung die Kompromiss genannt wird. Damit steigt die monatliche „Miete“ der Gastronomen für ihre Flächen auf dem Marktplatz von 3,50€ auf 4,80€ je Quadratmeter. Macht bei 390qm monatlich eine gesamte Erhöhung von 507€, bei 8 Monaten Außengastronomie rund 4.000€. Viertausend Euro mehr für die Stadt pro Jahr. 507€ pro Monat, ungleich verteilt, für insgesamt 3 Gastronomen auf der Ausgabenseite.

Also für beide Seiten eher „Pille Palle“. Denn so spitz auf Knopf dass mit Haben oder Nichthaben Insolvenz droht, ist weder das Stadtsäckel genäht noch die Bilanz der Gastronomen. Sofern ihnen die Stadt nicht dauernd Knüppel in Form von Baustellen oder Sperrungen zwischen die Beine haut.
Letzteres ist das eigentliche Problem, und genau aus diesem Grund fand die heutige Demo statt: Der Umgang der Stadt mit den Gastronomen. Hatte sich Warendorf schon beim unrühmlichen Todesstoß für das Mr. Ed‘s nicht mit Ruhm bekleckert, war ein Street Food nur nach ebenfalls großem öffentlichem Protest zustande gekommen, so war es dieses Mal erneut die

Verwaltungsarbeit nach Gutsherrenart, die den Menschen sauer aufstieß. Die Gastronomen wurden viel zu spät informiert. Da hilft es auch nicht, dass es bereits 2018 eine kurze Randnotiz in einer Vorlage gegeben hatte!

Seien wir ehrlich: Wie oft lesen Sie den Bundesanzeiger, um sich über neue Gesetze zu informieren? Eben. Wer sich aber nicht informiert, muss – bei einer Politik und Verwaltung nach Gutsherrenart – mit gefährlichen Folgen rechnen. Wenn z.B. die Erde einer intergalaktischen Autobahn im Weg ist und zerstört werden muss, wie in Douglas Adams „Per Anhalter durch die Galaxis“. Da erfahren die Menschen Minuten vor der Desintegration von ihrem Schicksal. Und auf ihren Protest hören sie:„There`s no point on acting all surprised about it. All the planning charts and demolition orders have been on display in your local planning department in Alpha Centauri for fifty of your earth years, so you‘ve had plenty of time to lodge any formal complaint and it‘s far too late to start making a fuss about it now!“

Genau dies beklagten heute auch die Organisatoren des „Sit-Out“, Jana Kummer, Katrin Richter, Nina Hoos und Anita Rendón. Es gehe ihnen nicht, so Nina Hoos, um den Betrag der Erhöhung in Euro, sondern um die Art und Weise der Kommunikation der Verwaltung und der Politik mit den Bürgern. Es gehe, und damit wurde sie sehr deutlich, um Respekt!

Und genau dieser fehlt in diesem Politikum vielen. Schlimmer noch: Er kommt einigen Verfahrensbeteiligten immer weiter abhanden. Denn der Versuch des Bürgermeisters, den Karren mit einem Gesprächsangebot aus dem Dreck zu ziehen, wird nunmehr ebenfalls als quasi Dolchstoß für Ratsentscheidungen torpediert.
Es wird Zeit die Kirche im Dorf zu lassen. Direkt neben dem schönen Marktplatz, den man gemeinhin „Warendorfs gute Stube“ nennt. Die gute Stube war früher stets der sauberste Ort der Wohnung – es wird Zeit, endlich eine saubere Lösung zu finden. Damit die Warendorfer und die Besucher der traditionsreichen Hansestadt auf dem Marktplatz sitzen können, ohne eigene Stühle mitbringen zu müssen.

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