28. März 2021 / Allgemein

Kirsche auf Streuselkuchen

Weinprobe mit Bernd Stelter

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Kirsche auf Streuselkuchen

Weinprobe mit Bernd Stelter

„Unsere Aufgabe muss in dieser jetzigen Zeit sein, Kreativität zu entwickeln und kreative Lösungen zu finden, wie man nicht zuhause doof versauert“, zeigt sich Bernd Stelter, der bekannte Humorist und Komiker überzeugt. Eine solche Lösung haben Gerhard Leve, Weinfachmann und Besitzer des weithin bekannten Warendorfer Hotels „Im Engel“, vor etwas mehr als drei Wochen gefunden: Eine Online-Weinprobe, direkt aus dem „Engel“ auf die Monitore der interessierten Zuschauer und Mittrinker übertragen. Denn eine solche Weinprobe funktioniert am besten, wenn sowohl die Protagonisten vor der Kamera als auch die Teilnehmer vor den Bildschirmen die gleichen edlen Tröpfchen kosten können. 69,00€ kostete die „Eintrittskarte“, die aus einem 6er Probierpaket mit je 0,75l Weinflaschen edler deutscher Weingüter und dem Zugangscode für die Zoom-Konferenz bestand.

Online-Weinproben kannte Stelter schon zuvor. „Das ist toll“, sagt er. Die Verkoster sitzen da und probieren, „und ich sitz‘ zuhause und ess‘ mit meiner Frau Käse und trink den gleichen Wein und man denkt hinterher: Was war das für ein toller Abend?“ – Stelters Stimme klingt nachdenklich, als er fortfährt. „Und man hat dabei fast vergessen, das wir ja doch eine Menge Einschränkungen haben im Moment.“ Er möchte nicht, „dass wir uns durch die ganzen Einschränkungen verrückt machen lassen!“

Dies ist die andere, weniger bekannte Seite des fröhlichen Karnevalsbärchens mit den berühmten drei Haaren auf der Brust. Ein Philanthrop sei er, jemand der die Menschen liebt. Und er liebt nicht nur die Menschen, sondern auch den Wein. Im Pressegespräch vor dem Abend schildert der aus Unna stammende ehemalige Biertrinker – „im Keller der Eltern stand immer eine Kiste Dortmunder Kronen Export“ – wie er über seine Freundinnen zum Wein kam. Die erste lebte im Rheingau, wo er erste Auftritte hatte. Dort trank er seinen ersten Rotwein, einen Rauenthaler Steinmächer Spätburgunder. Er lernte die Rheingauer Römer kennen, jene bekannten Weingläser mit dem grünen Fuß und den Rheingauer Riesling. Da habe es ihn gepackt, erinnert sich Stelter, „von da an trank ich kaum noch Bier“. Eine weitere Freundin habe aus Franken gestammt. Frankenwein, Bocksbeutel – die Stichworte fliegen.

Stelter ist kein zufälliger Gast beider Veranstaltung. Vor drei Jahren lernten sich Gerhard Leve und Bernd Stelter hier kennen. Der Abend endete im Weinkelle, der Rest ist, wie man sagt, Geschichte. Der Mann, dem man zutraut endlose Karnevalswitze und zahllose Liederparodien zu kennen, weiß viel über Wein. Sein Sohn ist Winzer, er selbst lässt sich zum Junior-Sommelier ausbilden. Er erläutert, wie man Menschen – beispielsweise bei einer Weinprobe – die Geschmäcker und Aromen der Weine beschreiben kann. Vergleiche mit Obst seien verständlich. Äpfel und Birnen für die einen, Maracuja oder Ananas für die exotischeren. Mitunter habe aber auch er erste Eindrücke eines Weines, die man kaum verlauten lassen dürfe, so ungewöhnlich seien sie. Sein Beispiel für einen jüngst probierten Rebensaft: „Kirsche auf Streuselkuchen“.

Bernd Stelter kann erzählen, Gerhard Leve ebenfalls. Zusammen ließen beide die sechs Probierflaschen einen langen kurzweiligen Abend lang auf der Zunge zergehen, garnierten die Rebentropfen mit Wissen und Anekdoten. Stelter – der mittags noch nicht wusste, mit welchen Elementen er den Abend gestalten wollte – schlug dabei auch nachdenkliche Töne an. So wie am Mittag schon, als er nach seinem Eindruck von Warendorf gefragt wurde. Seinen ersten Besuch hier habe er mit dem Vater unternommen, zur Hengstparade. Beiläufig eingestreute Fakten zeigen, dass dem Schriftsteller und begeisterten Camper auch der Pferdesport nicht fremd ist. Dann aber geht er in die Vollen und lobt Warendorfs Innenstadt über den grünen Klee. Sie müsse unbedingt erhalten werden, schreibt er den Menschen ins Gebetbuch. „Ich bin heute durch die Innenstadt gelaufen und es ist sooo schön. Und es ist an uns dafür zu sorgen, dass es nicht veröden wird“, mahnt er. Stelter erinnert sich an die in den 1980ern allbekannte „Weissagung der Cree“ und überträgt sie ins Heutige: „Erst wenn die letzte Ladenglocke verstummt, das letzte Schaufenster zugeklebt, die letzte Rolltreppe abgestellt und die letzte freundliche Kurzwarenfachverkäuferin entlassen worden ist, werdet Ihr einsehen, dass das Lächeln auf dem Amazonpaket nur aufgedruckt war.“

Wenn Corona vorbei sei, müssten wir uns deshalb alle an die eigene Nase fassen und wieder hier in die Restaurants gehen, in die Kneipen, in die Läden und hier einkaufen – und dadurch das Leben der Stadt bewahren.

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