Krüßing – Kirche, Kirmes, Kunst und Hoffnung
Tausende feiern Vielfalt und Zusammenhalt beim Heimatfest
So gut besucht wie in diesem Jahr, hat man das Freckenhorster Heimatfest Krüßing in den vergangenen Jahren selten erlebt. Was nicht am Wetter lag, denn der Sonntag war bereits deutlich frischer als der noch durchweg sonnige Samstag oder der warme Freitag, an dem das münstersche Theater ExLibris im Kreuzgang mit großem Erfolg das Live-Hörspiel Dracula aufführte.
Es war einfach der Reiz des bunten Angebots, das das diesjährige Krüßingfest auszeichnete. Sogar Boot fahren war möglich. Nun gut, Modellboot zwar, aber immerhin eine interessante Attraktion die der Schiffsmodellclub Warendorf e.V. auf dem Vorplatz der Stiftskirche präsentierte. Unermüdlich drehten die ferngesteuerten Kähne ihre Runden in dem übergroßen – zum Schwimmen allerdings wesentlich zu flachen – Pool.
Gleich nebenan lockte der große Kunst- und Kunsthandwerkermarkt auf die Rasenfläche. Oder war es doch die hier ansässige Gourmetmeile mit schmackhaften Spargelgerichten und anspruchsvollere Getränke? Die Besucher hatten die große Auswahl. Getränke, internationaler Imbiss, Eis sowie der gesamter Rummel der hauptsächlich auf die jüngste Generation ausgerichteten Kirmes, waren auf dem Stiftsmarkt zu finden und wurden sehr gut angenommen. Auch die versteckter liegenden Attraktionen kamen nicht zu kurz. Sei es das Kaffee- und Kuchenangebot im Kreuzgang, das Konzert des Kinderchores in der Stiftskirche oder die beschauliche Stille der Stiftskammer, die sich zu einem hochmodernen Museum entwickelt hat. Sie half, sich auf die kirchliche Komponente des Krüßingfestes zu besinnen, die den Tag mit Messe und einer beeindruckenden Prozession eingeläutet hatte.
„Hoffnung macht stark!“ – Tief berührt, wiederholten die Teilnehmer der morgendlichen Krüßingprozession diese Worte, als Mariam Said Asif Ibrahimi sie darum bat. Die junge afghanische Frau war die Rednerin am Freckenhorster Schloss, der traditionell ersten Station der Krüßingprozession. Mit beeindruckenden Worten hatte die 20-jährige ihr Schicksal dargelegt, das sie mit ihrer Familie – ihr Vater war in Afghanistan Unterstützer der westlichen Kräfte gewesen – dem Machtgefüge der Taliban entrissen und nach Deutschland geführt hat. Sie beschrieb die unmenschliche Unterdrückung, der sich Frauen und Mädchen in Afghanistan ausgesetzt sehen, und sprach dabei von Hoffnung. Jener Hoffnung auf ein menschenwürdiges Leben, die diese Frauen in ihrem Heimatland haben. „Sie glauben an eine Zukunft“, unterstrich sie in hervorragendem Deutsch, und fragte schon beinahe rhetorisch: „Warum sollten wir“, sie meinte damit die Anwesenden, die Menschen in Freckenhorst „unsere Hoffnung verlieren? Wir dürfen zur Schule gehen und frei leben. Wir dürfen atmen, leben, träumen. Wir haben tausende Wege vor uns.“ Ergriffene Stille umgab ihre Worte, nur das fröhliche Zwitschern der Vögel war zu hören. „Ich möchte nicht, dass heute jemand von Euch hier weggeht und sagt: Ich hab keine Hoffnung.“, fuhr sie fort. „Das ist nicht wahr. Ihr habt alle Hoffnung, vielleicht tief versteckt in Euren Herzen, aber sie ist da, wir müssen sie nur wieder sehen und spüren. Hoffnung macht stark!“, unterstrich sie und bat „Lasst uns diese Hoffnung weiter tragen, für alle die, die heute nicht hier sein können!“
Ein intensiverer Appell, Hoffnung zu haben und zu bewahren, war in diesem Moment kaum vorstellbar. Dechant Manfred Krampe hatte die junge Afghanin eingeladen, weil sie diese Stärke bereits zum Jahresanfang in der Landvolkshochschule bei einem Vortrag vorgestellt hatte. Sie war eine von jenen Menschen, die gut zum Thema der diesjährigen Prozession passen. Denn das Heilige Jahr 2025 war von Papst Franziskus unter das Motto „Pilger der Hoffnung“ gestellt worden.
Tief bewegt machten sich die Menschen danach zu den weiteren Stationen des Prozessionsweges auf, wo sie beispielsweise am Kloster zum Heiligen Kreuz auf „Opa for Future“ Johannes Brandhofe trafen. Hier erwartete sie auch Weihbischof Rolf Lohmann, der am Ende der Prozession die Messe in der Stiftskirche zelebrierte.













