12. Mai 2024 / Allgemein

Der späte Vogel macht den Kaiser

Jörg Rehfeld ist neuer Regent im Ostbezirk

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Der späte Vogel macht den Kaiser

Jörg Rehfeld ist neuer Regent im Ostbezirk

17:49 Uhr – Sehr spät war es, als im Ostbezirk beim ersten Warendorfer Schützenfest in diesem Jahr der Vogel fiel. Und während ja im Sprichwort der frühe Vogel den Wurm fängt, war es in diesem Fall der späte Vogel, der den Kaiser machte.

Der heißt Jörg Rehfeld, ist 58 Jahre jung und im Hauptberuf Mitarbeiter der Bezirksregierung. Seit Jahren ist er zweiter Vorsitzender des Vereins, vor 10 Jahren war er sogar dessen König – daher jetzt Kaiser.

Dass er das auch werden wollte, war deutlich zu spüren. Gemeinsam mit Frank Korte lieferte er sich einen langen (v)erbitterten Kampf um die Kette, die die neue Majestät ein Jahr lang tragen darf. Den Vogel irritierte das Geschehen da unten vor ihm allerdings nicht. Hartnäckig hielt er sich an seiner Halterung, kippte nach einer Weile in Schräglage, zuckte mehrfach – fiel aber nicht. Aus den Rängen das übliche „Du musst da unten“, „Auf zwei Uhr“, „Jetzt fällt er“ und „Der braucht noch“.

Tat er ja tatsächlich. Bis 17:49 Uhr. Für Rehfeld stand da längst fest, dass er seine Partnerin Gabi Wiedeler zur Kaiserin nehmen würde, was er am Abend auch tat. Auf den Thron berief der neue Kaiser Susanne und Frank Korte, Ingrid und Herbert Hülsmann, Ruth und Werner Ostlinning, Maria und Andreas Kunstleve, Melanie und Maik Vartmann, Nicole und Sascha Redenz, Petra Jungemann und Georg Kamp, sowie Anne und Thorsten Unland. 

Begonnen hatte das Schützenfest im 71. Jahr des Vereinsbestehens nach alter Tradition am Samstagmittag mit dem Antreten am Wegekreuz Breite Straße. Unter den Teilnehmenden waren einige, die zugleich sowohl Neulinge als auch alte Hasen waren. Zum einen Bürgermeister Peter Horstmann, der vom Vereinsvorsitzenden Thorsten Unland zur „Einschulung“ eine Schultüte erhielt, denn es war Horstmanns erstes Schützenfest im Ostbezirk. Da sei eine Schützenfestgrundausstattung drin, schäkerte Unland: Fähnchen, Ablaufplan, Süßigkeiten, Brausebeutel zum Aufpimpen moderner Drinks, und natürlich eine Beitrittserklärung. Horstmann bekannte, dass es zwar sein erster offizieller Besuch hier sei, aber Erfahrung habe er als Freckenhorster Schütze bereits seit 20 Jahren.

Ähnlich lange Erfahrung bringen auch die anderen Neulinge mit, die Unland extra erwähnte. Denn die vier jungen Frauen, die sich mit passendem Outfit zu den Schwattjacken gesellt hatten, können auf jahrelange Mitgliedschaft in der Damengarde zurückblicken. Insgesamt sind es 10, die sich aus deren Reihen verabschiedet haben, aber nicht in Zivil weiter machen wollten, sondern in Uniform, denn das zeige eine andere Verbundenheit. Nun marschieren sie also in schwarzer Jacke, mit Hose statt im Rock, flachen statt hohen Schuhen und mit dem ungewohnten Schützenstock. Mit der Damengarde verbindet sie noch das Halstuch. „Und die gemeinsame Kasse“ sagen sie lachend. In der Garde waren sie viele Jahre, einige haben sie sogar mit gegründet. „Die Zeiten ändern sich“, sagt Sarah Laumann. „Beruf, Familie Kinder“. „Es passt nicht mehr so gut zusammen“, ergänzt Katharina Fiedler und bekennt offen: „Die meisten von uns sind länger dabei, als manche Damengardistinnen alt sind.“ Die Herren haben sie in ihren Reihen mit Freude aufgenommen. Und sie seien Schwattjacken, den Vorschlag Schwattjackinnen strafen einige von ihnen mit deutlichem Blick.

Die Ansprachen am Wegekreuz verdeutlichten, dass Schützenvereine eine wichtige Funktion haben. Das Schützenfest im Ostbezirk sei nicht nur Auftakt zur besonders schönen Jahreszeit, die man wahlweise Schützenfestsaison oder Sommer nennen könne, so der Bürgermeister, der in seinem Grußwort die Gemeinschaftlichkeit im Schützenwesen heraushob: Gemeinsame Zeit, gemeinsames Genießen, Gemeinschaft bei der Planung und Durchführung – wichtige Gegenpole zu den augenblicklich wahrzunehmenden Spaltungen der Gesellschaft.

Auch Unland betonte den Gemeinschaftsgedanken und bezog sich auf die in Platt gehaltene Aussage der Vereinsfahne, die er übersetzte: „In Freude und Not halten wir zusammen“. Zwar seien die heutigen Sorgen und Nöte, die die Menschen heutzutage umtreiben, vielfach andere als bei der Vereinsgründung 1953 oder bei den Maifesten, die noch vorher Vorläufer der Schützenfeste im Ostbezirk waren. Aber: „Das Miteinander können wir beeinflussen, im kleinen Verein sind wir wie eine Familie“, betonte er und lud zugleich alle Mitglieder ein, „als Changemanager die Zukunft des Vereins zu gestalten.“

Für die Ehrungen am Sonntag hatte er ausführlich in die Vergangenheit geblickt. Bei den traditionell nach der Messe stattfindenden Ehrungen, wusste er nicht nur über die drei 25-jährigen Jubilare August Weiser, Klaus Strohbücker und Stephan Bröskamp, sowie Bernhard Kortenstedte, der dem Verein seit 65 Jahren angehört, viel zu sagen. Er nannte zudem die Königspaare mit runden Jubiläumszahlen und hob natürlich den echten Jubiläumskönig, zugleich Jubiläumskaiser, Hubert Strohbücker sen. ganz besonders heraus.

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