21. Januar 2024 / Aus aller Welt

Afrikanische Schweinepest schadet Urvölkern auf Borneo

Die Schweinepest macht vor allem da Schlagzeilen, wo es viel Schweinefleischproduktion gibt. Dass auch indigene Völker betroffen sind, ist kaum bekannt. Auf Borneo sind uralte Traditionen bedroht.

Die Pandemie habe gravierende Auswirkungen nicht nur auf Tiere, warnen Experten.

Die weltweiten Auswirkungen der Afrikanischen Schweinepest sind nach Angaben von Experten viel schwerwiegender als bisher bekannt. Das Virus grassiert seit Jahren auch in Asien und hat dort Schweinepopulationen an den Rand des Aussterbens gebracht.

Die Pandemie habe gravierende Auswirkungen nicht nur auf die Tiere, sondern auch auf die Menschen in den betroffenen Regionen - speziell auf die Urvölker Borneos, warnen Experten in einem Beitrag im Fachmagazin «Science».

Jahrhundertealte kulturelle Praktiken seien bedroht, auch die Ernährung dieser Völker verändere sich dramatisch, schreiben die Forscher um Erik Meijaard, den ehemaligen Vorsitzenden der IUCN Wild Pigs Specialist Group. «Obwohl die muslimische Bevölkerung Borneos kein Schweinefleisch isst, wirkt sich der Zusammenbruch der Schweinepopulation auf den Lebensunterhalt und die kulturellen Traditionen von Millionen nichtmuslimischer Menschen aus.»

Populationen sind teilweise ausgestorben

Auf der drittgrößten Insel der Welt, zu der das indonesische Kalimantan, die malaysischen Regionen Sarawak und Sabah sowie das Sultanat Brunei gehören, waren Bartschweine (Sus barbatus) einst die häufigste große Säugetierart und wurden traditionell bejagt. Teilweise sei der Bestand wegen der Schweinepest seit 2018 um 90 bis 100 Prozent zurückgegangen, also nahezu verschwunden, erläutern die Wissenschaftler nun. «Der erhebliche Rückgang rechtfertigt möglicherweise eine Anhebung des Erhaltungszustands von "gefährdet" auf "vom Aussterben bedroht".»

Das Virus bedrohe zudem die Ökosysteme sowie andere gefährdete Wildtiere. So fressen die Wildschweine Samen und verbreiten diese auch - sie spielen damit als sogenannte Ökosystemingenieure eine wichtige Rolle. «Zudem werden sich die Menschen in Ermangelung von Schweinen wahrscheinlich auf die Jagd auf gefährdete Arten wie Südliche Schweinsaffen (Macaca nemestrina) konzentrieren.»

Forscher warnen vor irreversiblen Verlusten

Ob sich die Schweine-Populationen auf Borneo und anderen Inseln in Südostasien wie Java, Sumatra und Osttimor je wieder erholen können, sei fraglich. Forschung und Interventionen seien dringend nötig, um die Ausbreitung der Krankheit in andere Regionen zu verhindern, wie beispielsweise auf die Insel Neuguinea. «Die Ureinwohner dort haben so enge Bindungen zu Schweinen, dass Stammesfrauen dafür bekannt sind, Ferkel wie ihren eigenen Nachwuchs zu säugen», hieß es in einer Mitteilung zu dem Brief.

«Es muss dringend etwas getan werden», fordern die Forscher. Ansonsten drohe bei indigenen Stämmen ein «irreversibler Verlust von Arten und den von ihnen unterstützten Ökosystemen, Kulturen, Lebensgrundlagen und Gemeinschaften».


Bildnachweis: © Frank Leonhardt/dpa
Copyright 2024, dpa (www.dpa.de). Alle Rechte vorbehalten

Meistgelesene Artikel

Ehrengarde Marienfeld triumphiert, Milte übernimmt die Wanderstandarte
Allgemein

Nächstes Kreisehrengardentreffen im Familiendorf Milte

weiterlesen...
175 Jahre und kein bisschen leise
Allgemein

Hellebardiere feiern ein rauschendes Fest im Emsseepark

weiterlesen...
Hellebardier Stefan Göhler regiert die Warendorfer Bürgerschützen
Allgemein

Horrido Bürgerschützenverein Warendorf! Horrido Hellebardiere!

weiterlesen...

Neueste Artikel

Europol: Kriminelle Kommunikationsplattform zerschlagen
Aus aller Welt

Verbrecherbanden nutzen neueste Verschlüsselungs-Techniken für Drogenhandel, Morde und Geldwäsche. Ermittler aus neun Ländern schlugen nun zu.

weiterlesen...
Elbe steigt weiter - Aufräumarbeiten in Flutgebieten
Aus aller Welt

In Deutschland richten sich die Blicke auf die Pegel der Elbe und Oder. In den Nachbarländern laufen in den Überschwemmungsgebieten die Aufräumarbeiten. Doch die Gefahr ist noch nicht gebannt.

weiterlesen...

Weitere Artikel derselben Kategorie

Europol: Kriminelle Kommunikationsplattform zerschlagen
Aus aller Welt

Verbrecherbanden nutzen neueste Verschlüsselungs-Techniken für Drogenhandel, Morde und Geldwäsche. Ermittler aus neun Ländern schlugen nun zu.

weiterlesen...
Elbe steigt weiter - Aufräumarbeiten in Flutgebieten
Aus aller Welt

In Deutschland richten sich die Blicke auf die Pegel der Elbe und Oder. In den Nachbarländern laufen in den Überschwemmungsgebieten die Aufräumarbeiten. Doch die Gefahr ist noch nicht gebannt.

weiterlesen...