3. September 2023 / Aus aller Welt

Indiens Sonnenmission gestartet - Mondrover im Schlafmodus

Indiens Weltraumprogramm hat ehrgeizige Ziele: Mit gleich zwei großen Missionen - eine zum Mond und eine in Richtung Sonne - hat das Land in den vergangenen Wochen für Schlagzeilen gesorgt.

Start der Trägerrakete mit dem Aditya-L1-Raumschiff im indischen Sriharikota. Das Land hat eine Mission in Richtung Sonne geschickt.

Eine indische Sonde zur Erforschung der Sonne ist auf dem Weg zu ihrer Einsatzposition. Das Gerät namens Aditya-L1 war am Samstagmorgen deutscher Zeit vom Weltraumbahnhof Satish Dhawan an der Küste des Bundesstaates Andhra Pradesh gestartet. «Der Satellit ist intakt und funktioniert ordnungsgemäß», schrieb die indische Weltraumbehörde Isro auf der Plattform X, früher Twitter.

Kurz zuvor hatte Isro zudem Neuigkeiten von ihrer derzeit laufenden Mondmission verkündet: Der Rover, der vor knapp zwei Wochen auf dem Erdtrabanten gelandet war, sei dort sicher geparkt und bis zu seinem nächsten Auftrag vorübergehend in den Schlafmodus versetzt worden.

Die Sonde der Sonnenmission soll rund vier Monate (125 Tage) unterwegs sein, bis sie voraussichtlich eine rund 1,5 Millionen Kilometer von der Erde entfernte Umlaufbahn um die Sonne erreicht, sagte ein Sprecher der indischen Weltraumbehörde vor dem Start. Das erste Manöver sei nun erfolgreich durchgeführt worden, hieß es.

Grob gesagt umrundet die Sonde in den kommenden Tagen mehrmals die Erde, um Geschwindigkeit aufzunehmen. Dann soll sie sich auf den Weg zu einer Position zwischen Erde und Sonne machen. Das nächste Manöver ist für den 5. September geplant.

Benannt nach dem Sonnengott Aditya

Die Mission Aditya-L1 ist nach dem Sanskrit-Wort für den Sonnengott Aditya benannt. Falls erfolgreich, soll sie einen ununterbrochenen Blick auf die Sonne haben, also ohne Dunkelheit. Es sollen die äußersten Schichten der Sonne analysiert werden. Die Mission soll etwas mehr als fünf Jahre dauern.

Die Daten zu solaren Phänomenen, die Indien sammeln will, sollen helfen, das Wetter auf der Erde sowie auf anderen Planeten besser zu verstehen. Zudem sollen sie dazu beitragen, Kommunikations- und Klimasatelliten um die Erde besser zu schützen, teilte Isro weiter mit.

Aditya-L1 ist mit 1475 Kilogramm leichter als Indiens kürzlich gestartete Mondmission Chandrayaan-3. Indien hatte am 23. August als viertes Land überhaupt eine sanfte Landung auf dem Mond geschafft.

Bereit für neue Aufträge

«Der Rover hat seine Aufgaben abgeschlossen», schrieb Isro nun am Samstag auf X. Gesammelte Daten würden über den Lander zur Erde übertragen. Derzeit sei der Akku des Rovers voll aufgeladen. Das Solarpanel sei so ausgerichtet, dass es das Licht des nächsten Sonnenaufgangs - erwartet am 22. September 2023 - empfange.

«Wir hoffen auf ein erfolgreiches Erwachen für eine weitere Reihe von Aufträgen!», schrieb Isro. «Andernfalls wird er für immer dort bleiben als Indiens Botschafter auf dem Mond.»

Zuvor glückte eine sanfte Landung auf dem Mond nur der Sowjetunion, den USA und China. Mit der unbemannten Mission will Indien die wenig untersuchte Südseite des Mondes erforschen, im Fokus steht unter anderem dort vorhandenes gefrorenes Wasser. Solches Eis könnte auch bei künftigen bemannten Mondmissionen von Nutzen sein. «Chandrayaan» bedeutet «Mondfahrzeug» auf Sanskrit.

Während die Landung von «Chandrayaan-3» gelang, war einige Tage zuvor die erste russische Mondmission seit rund einem halben Jahrhundert gescheitert: Die Raumsonde «Luna-25» zerschellte nach russischen Angaben auf dem Mond. Inzwischen versuchen aber nicht nur staatliche Raumfahrtagenturen, sondern auch Privatunternehmen, auf dem Mond zu landen.

Indiens Weltraumprogramm begann in den 1960er Jahren. In den ersten Jahrzehnten lag der Fokus vorwiegend darauf, Satelliten günstig ins All zu bringen. Inzwischen hat Indien ehrgeizigere Ziele.


Bildnachweis: © Uncredited/Indian Space Research Organization/AP/dpa
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