5. Oktober 2022 / Aus aller Welt

Leopoldina-Präsident: Großer Forschungsbedarf bei Long Covid

Allein in Europa gibt es Schätzungen zufolge Millionen Betroffene. Doch die Therapieangebote gegen Long Covid sind einem Experten zufolge zu gering bemessen.

Ein Long-Covid-Patient macht ein Atemtraining in einer Reha-Klinik.

Der Präsident der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina, Gerald Haug, sieht bei Long Covid noch erheblichen Forschungsbedarf. «Long Covid ist ein stark unterschätztes Problem mit bisher nur begrenzten Therapiemöglichkeiten», sagte Haug der Deutschen Presse-Agentur in Mainz. Er selbst kenne betroffene «junge sportliche Menschen, die nicht mal mehr eine Stunde Energie am Tag haben». «Die Ursachen und die unterschiedliche Symptomatik sind noch nicht vollständig verstanden.»

Geschätzt mindestens 17 Millionen Menschen in Europa waren einer für die Weltgesundheitsorganisation (WHO) durchgeführten Analyse zufolge in den ersten beiden Jahren der Pandemie von Long-Covid-Symptomen betroffen. Die Untersuchung deute darauf hin, dass die Wahrscheinlichkeit, an Long Covid zu erkranken, bei Frauen doppelt so hoch ist wie bei Männern. Außerdem steige das Long-Covid-Risiko nach einer schweren Corona-Infektion, zu deren Behandlung ein Krankenhausaufenthalt erforderlich war, drastisch.

Ein nach eigenen Angaben deutschlandweit einzigartiges Institut in Rostock will künftig zu einem besseren Umgang mit Corona-Spätfolgen beitragen. Initiatorin ist die Lungenfachärztin Jördis Frommhold, die deutschlandweit als Expertin für die Long-Covid-Erkrankung gilt und Präsidentin des neuen Ärzteverbandes Long Covid ist.

Haug ist auch Direktor am Max-Planck-Institut für Chemie in Mainz. Die Nationale Akademie der Wissenschaften befasst sich unabhängig von wirtschaftlichen oder politischen Interessen mit wichtigen gesellschaftlichen Zukunftsthemen aus wissenschaftlicher Sicht. Die Ergebnisse vermittelt sie der Politik und der Öffentlichkeit und vertritt die Themen national und auch international.


Bildnachweis: © Friso Gentsch/dpa
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