15. November 2022 / Aus aller Welt

Männergesundheit: Häufiger krank, seltener zum Arzt

Viele Männer leben ungesünder und risikoreicher als Frauen. Von Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Krebs sind sie häufiger betroffen, sie leben kürzer. Um Arztpraxen machen sie oft einen Bogen. Warum ist das so?

Patienten warten im Wartezimmer einer Arztpraxis.

Männer sind von einigen ernsthaften Erkrankungen häufiger betroffen als Frauen. Ihr Leben fällt im Durchschnitt in Deutschland um rund fünf Jahre kürzer aus. Und zugleich verhalten sie sich nach Experten-Einschätzung oft weniger gesundheitsbewusst und deutlich risikoreicher.

Mehreren Studien zufolge suchen Männer zudem seltener einen Arzt auf als Frauen, machen um Vorsorgeuntersuchungen gerne einen Bogen. Zum Internationalen Männertag (19. November) an diesem Freitag sehen Experten daher Handlungsbedarf.

Untersuchungen der Deutschen Gesellschaft für Mann und Gesundheit (DGMG) zeigen, dass gut 59 Prozent aller Frauen, aber nur 22 Prozent aller Männer eine Vorsorgeuntersuchung wahrnehmen, wie Frank Sommer sagt. «Männer sind immer noch Vorsorgemuffel», so der DGMG-Präsident. Aber immerhin wiesen Langzeitstudien darauf hin, dass allmählich mehr Männer zur Vorsorgeuntersuchung gehen. Das sei ein langsamer, aber stetiger Trend.

Zurückhaltung bei Arztbesuchen

Um Gründe für die Zurückhaltung bei Arztbesuchen zu ermitteln, habe man rund 970 Männer befragt. Ergebnis: 78 Prozent gaben an, lange Wartezeiten schreckten sie ab, sagt der Professor für Männergesundheit am Uniklinikum Hamburg-Eppendorf. Etwa jeder Vierte befürchte eine unangenehme oder schlechte Mitteilung. Jeder Fünfte zeigte sich besorgt, eine Untersuchung könne schmerzhaft sein. Viele Männer seien auch unzureichend über ihre Risikofaktoren informiert, etwa Blutzucker- oder Blutfettwerte, schildert Sommer.

Grund für medizinische Checks gebe es definitiv: Bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind Männer vor allem in der Gruppe der 40- bis 60-Jährigen signifikant häufiger betroffen als Frauen, wie der Urologe sagt. «Teilweise fünfmal so viele Männer wie Frauen haben in dieser Altersgruppe einen plötzlichen Herztod.» Auch Krebserkrankungen treffen Männer in der Regel häufiger. Burnout komme vielfach vor.

Prävention sei wichtig, betont Sommer. Ein Beispiel: Kläre man die Ursache von Erektionsstörungen ab, könne man auf eine Gefäßproblematik stoßen, die manchmal zugrunde liege. Das wiederum könne hinweisen auf eine generalisierte Gefäßerkrankung und ein drohendes Auftreten eines Herzinfarkts oder Schlaganfalls mehrere Jahre später. Decke man hier also frühzeitig auf, habe man die Möglichkeit, gezielte Prävention vor Herzinfarkt oder Schlaganfall zu betreiben.

Stiftung Männergesundheit mahnt

Männer sollten motiviert werden, mehr Verantwortung für ihre Gesundheit zu übernehmen und das Bewusstsein für spezifische Risiken und einen achtsamen Lebensstil zu schärfen, mahnt die Stiftung Männergesundheit. Es brauche besondere Präventions- und Versorgungsangebote für ein physisches, psychisches und soziales Wohlbefinden.

Der Stiftung zufolge sterben etwa doppelt so viele Männer wie Frauen an Lungenkrebs. Und es sei davon auszugehen, dass Deutschland den europaweit höchsten Anteil an depressiven Männern habe.

Gesundheit spiele für viele eine untergeordnete Rolle. Etwa 62 Prozent der Männer seien übergewichtig. Gesundheitsgefährdender Alkohol- und Drogenkonsum komme bei Männern erheblich häufiger vor als bei Frauen. Zudem falle ihr Verhalten im Straßenverkehr riskanter aus - bei rund 75 Prozent aller Sterbefälle durch Verkehrsunfälle handele es sich um Männer.

Wandel des Männerbilds zeichnet sich ab

Es gebe noch immer ein Männerbild, nach dem diese vor allen zu funktionieren haben. «Jedoch gerät dieses Männerbild allmählich ins Schwanken», sagt eine Sprecherin der Stiftung. Besonders bei den Jüngeren zeichne sich ein Wandel ab. Zwar hänge ein Teil «noch einem traditionellen Bild des starken, unverletzlichen Mannes» an. Aber ein wachsender Anteil lasse eine «sensible Wahrnehmung» gesundheitlicher Probleme und eine tiefere Auseinandersetzung damit zu.

Und warum haben Männer eine geringere Lebenserwartung? Es gebe dazu ein Fülle von Theorien, die sich oft auf die Genetik und äußere Einflussfaktoren bezögen, erläutert Experte Sommer. Zur Genetik: Auf dem Y-Chromosom des Mannes - Frauen besitzen zwei X-Chromosomen, Männer hingegen X und Y - sind deutlich weniger genetische Informationen kodiert als auf dem X-Chromosom. Wenn das X-Chromosom des Mannes einen Schaden habe, könne das Y-Chromosom daher nicht alle Funktionen übernehmen. Im Gegensatz zum vielzitierten Spruch, Männer seien das stärkere Geschlecht, betont Sommer: «Wir Männer sind aus gesundheitlicher Sicht wirklich das schwächere Geschlecht.»


Picture credit: © Sina Schuldt/dpa
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