23. Januar 2023 / Aus aller Welt

Nach Bluttat in Kalifornien: Mutmaßlicher Schütze tot

Stunden dauert die Suche nach dem Schützen von Monterey Park. Schließlich wird der mutmaßliche Täter leblos in seinem Lieferwagen gefunden. Der 72-Jährige hätte beinahe einen weiteren Angriff verübt.

Die Leiche des mutmaßlichen Todesschützen wird vom Gerichtsmediziner des Bezirks Los Angeles aus einem Lieferwagen geholt.

Am Tag nach der grausamen Bluttat in einem Tanzlokal im US-Bundesstaat Kalifornien gibt es Gewissheit: Der mutmaßliche Täter ist tot. Die Polizei fand den 72-Jährigen nach stundenlanger Suche leblos in seinem Lieferwagen, wie Sheriff Robert Luna bei einer Pressekonferenz mitteilte. Er habe sich mit einer Waffe das Leben genommen, als eine Sondereinheit der Polizei seinen Wagen umstellte. Weitere Verdächtige gebe es nicht.

Die Tat hatte sich am Samstagabend am Rande einer Feier zum chinesischen Neujahrsfest in Monterey Park ereignet, einer östlichen Vorstadt der Pazifikmetropole Los Angeles, wo viele Menschen asiatischer Herkunft leben. Der Täter eröffnete das Feuer auf Feiernde: Mindestens zehn Menschen, fünf Männer und fünf Frauen, starben. Zehn weitere wurden mit teils schweren Verletzungen ins Krankenhaus gebracht.

Täter war in einem zweiten Lokal aufgetaucht

Nach Polizeiangaben war der Täter gegen 22.22 Uhr (Ortszeit) in das Lokal eingedrungen und hatte mit einer Waffe um sich geschossen. «Als die Beamten am Tatort eintrafen, sahen sie, wie zahlreiche Personen, Besucher des Lokals, schreiend aus dem Lokal strömten», schilderte Andrew Meyer vom Sheriffs-Büro des Los Angeles County. Der Täter flüchtete. Die Polizei riegelte die Gegend rund um den Club ab.

Der Besitzer eines Restaurants in der Nähe des Tatorts berichtete der «Los Angeles Times», drei Menschen seien in sein Lokal gerannt und hätten ihn gebeten, die Tür zu verriegeln. Sie sagten demnach, der Schütze trage so viel Munition bei sich, dass er immer wieder nachladen könne. Monterey Park hat etwa 60.000 Einwohnern und liegt etwa 13 Kilometer von der Innenstadt von Los Angeles entfernt.

Die Polizei bestätigte am Sonntag, dass der Täter etwa 20 Minuten nach der Bluttat in einem weiteren Lokal in der benachbarten Stadt Alhambra aufgetaucht sei. Zwei Besuchern sei es gelungen, ihm seine Waffe abzunehmen. «Sie haben Leben gerettet. Es hätte noch viel schlimmer kommen können», sagte Sheriff Luna.

Die Suche nach dem Flüchtigen dauerte bis zum Sonntagnachmittag (Ortszeit) an. Mithilfe gepanzerter Fahrzeuge umstellten Spezialkräfte den Lieferwagen des Mannes auf einem Parkplatz rund 40 Kilometer entfernt vom Tatort, wie auf Luftaufnahmen im US-Fernsehen zu sehen war. Zunächst sei nicht klar gewesen, ob von dem Mann noch eine Gefahr ausgehe, sagte Sheriff Luna.

Motiv bleibt weiter unklar

In Montery Park hatte am Wochenende anlässlich des chinesischen Neujahrsfestes ein großes Festival stattgefunden. Es sollte eigentlich bis zum Sonntag dauern, wurde nach den schrecklichen Ereignissen am Samstag aber abgebrochen. Nur wenige Stunden vor der Tat hatten die Menschen auf den Straßen noch friedlich zusammen gefeiert.

«Es bricht mir das Herz, zu hören, dass wir zehn Menschenleben verloren haben - kurz nach einer so schönen Veranstaltung, an der viele von uns hier gestern teilgenommen haben», sagte Bezirksleiterin Hilda Solis. Der Tag habe eine wichtige Bedeutung für die Community. US-Präsident Joe Biden ordnete eine viertägige Trauerbeflaggung an.

Zum Motiv des mutmaßlichen Täters, selbst asiatischer Herkunft, konnten die Ermittler zunächst keine Angaben machen. Der US-Sender CNN berichtete unter Berufung auf Ermittlerkreise, der 72-Jährige habe möglicherweise versucht, sich kurz vor seinem Suizid in einem Krankenhaus medizinische Hilfe zu holen. Eine offizielle Bestätigung dafür gab es aber nicht.

Die USA haben seit langem mit einem gigantischen Ausmaß an Waffengewalt zu kämpfen. Tödliche Angriffe dieser Größenordnung gehören in den USA zur traurigen Normalität. Die Nichtregierungsorganisation Gun Violence Archive registrierte allein seit Anfang dieses Jahres 36 Angriffe mit Schusswaffen mit vier oder mehr Opfern.


Bildnachweis: © Damian Dovarganes/AP/dpa
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