30. Mai 2023 / Aus aller Welt

Teurer Festival-Sommer mit höheren Ticketpreise

Umsonst und draußen: Solche Festivals gibt es vielerorts. Doch wer viele große Bands sehen will, muss viel ausgeben. Die Ticketpreise ziehen kräftig an. Mit Folgen?

Besucher des Lollapalooza Festivals auf dem Gelände des Berliner Olympiastadions.

Fans von Musikfestivals müssen in diesem Sommer tiefer in die Tasche greifen. Wegen steigender Kosten haben viele Veranstalter die Ticketpreise zum Teil kräftig angehoben. Manche Leute werden in diesem Sommer deshalb möglicherweise weniger Open-Air-Spektakel besuchen oder vielleicht ganz auf diese verzichten, meinen Branchenkenner. Dennoch rechnen die großen Festivals wieder mit Zehntausenden Feiernden in diesem Jahr.

Um etwa 30 Prozent könnten die Ticketpreise durchschnittlich gestiegen sein, schätzt Stephan Benn vom Kulturverband Liveinitiative NRW. Eine genaue Übersicht gebe es aber nicht. «Die Veranstalter sehen sich derzeit mit einer Reihe zusätzlicher Kosten konfrontiert», sagt er. Besonders stark schlagen ihm zufolge die höheren Löhne zum Beispiel für Techniker, Sicherheitsdienst und Gastronomiepersonal zu Buche.

Energie, Technik, Gagen

Dazu kommen laut Bernd Schweinar vom Verband für Popkultur in Bayern steigende Kosten für Energie und Technik sowie höhere Gagen. Trotzdem dürften die Veranstalter nicht alle gestiegenen Kosten auf die Kundinnen und Kunden abwälzen, fordert er. Denn das schade der Branche. «Der Effekt wird sein, dass immer teurere Großkonzerte das Budget schmälern, das Konzertbesucher dann für kleinere Festivals und Konzerte nicht mehr haben.»

Bis zu 300 Euro kostet ein Ticket für drei Tage Rock im Park in Nürnberg, das am kommenden Wochenende zeitgleich mit seinem Zwillingsfestival Rock am Ring in der Eifel über die Bühne gehen wird. Das sind etwa 70 Euro mehr als im vergangenen Jahr. «Wir haben Preissteigerungen von 45 Prozent in vielen Bereichen», sagt Sprecherin Carolin Hilzinger. Diese anderweitig aufzufangen, sei nur bedingt möglich.

Im Vergleich zu vor fünf Jahren seien die Lebenshaltungskosten um 30 Prozent gestiegen - das gelte auch für die Ticketpreise, ergänzt Matt Schwarz vom Rock-am-Ring-Veranstalter Dreamhaus. Die Tagestickets seien dagegen günstiger als vergangenes Jahr.

Kommen weniger Besucher?

Rund 70 Bands werden bei den beiden Rock-Festivals spielen, darunter Größen wie Die Toten Hosen, Kings of Leon und Foo Fighters. Trotzdem könnten weniger Besucherinnen und Besucher kommen als im vergangenen Jahr.

Von etwa 60.000 Feiernden gehen die Veranstalter bei Rock im Park aus, von mehr als 70.000 bei Rock am Ring. Im vergangenen Jahr waren es noch 75.000 beziehungsweise 90.000. Als Gründe nennt Hilzinger einen späteren Vorverkaufsstart und die gestiegenen Ticketpreise in Kombination mit den hohen Lebenshaltungskosten. «Da überlegen die Leute, was sie sich privat leisten.»

Auch das Heavy-Metal-Festival Wacken Open Air hat seine Preise erhöht: von 239 Euro im vergangenen Jahr auf 299 Euro. Allerdings bekommen die Fans dafür vier statt drei Tage Festivalprogramm. Bisher musste der vierte Tage gesondert dazu gekauft werden, wie der Veranstalter Thomas Jensen sagt. Innerhalb von fünf Stunden gingen über 83.000 Tickets weg - das Festival sei damit ausverkauft.

Mehr Spontankäufe

Hurricane und das Schwesterfestival Southside, die Mitte Juni zeitgleich in Niedersachsen und Baden-Württemberg steigen, sind dem Veranstalter zufolge ebenfalls nahezu ausverkauft. Im Vergleich zum Vorjahr stiegen die Ticketpreise um 30 Euro beziehungsweise 10 Euro auf 249 und 259 Euro. Damit werde nur ein Bruchteil der Mehrkosten an die Gäste weitergegeben, sagt Sprecher Jonas Rohde.

Das Lollapalooza in Berlin hat eigenen Angaben nach die Ticketpreise um 10 Euro erhöht und bisher mehr Tickets verkauft als zur selben Zeit im Vorjahr. Da das Festival aber erst im September veranstaltet werde, sei es noch zu früh für eine Prognose, sagt der Veranstalter des Lollapaloozas, Andre Lieberberg. Bemerkbar mache sich auf jeden Fall, dass die Besucherinnen und Besucher Tickets spontaner kauften als vor der Pandemie.


Bildnachweis: © Britta Pedersen/dpa
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