9. Juni 2022 / Aus aller Welt

Weißer Polizeibeamter nach Tötung eines Schwarzen angeklagt

Verkehrskontrolle mit tödlichem Ausgang: Ein Polizist hält einen jungen Schwarzen an. Es folgt ein Streit, der mit einem Kopfschuss endet. Nun muss sich der Polizeibeamte vor Gericht verantworten.

Der 26-jährige Patrick Lyoya wurde bei einer Verkehrskontrolle von einem weißen Polizisten erschossen.

Gut zwei Monate nach der Tötung eines jungen Schwarzen bei einer Verkehrskontrolle in den USA ist der verantwortliche weiße Beamte angeklagt worden.

Dem Polizisten Christopher S. wird nach dem Recht des Bundesstaats Michigan Mord zweiten Grades vorgeworfen, was maximal mit lebenslänglicher Haft bestraft werden kann, wie der zuständige Staatsanwalt Christopher Becker am Donnerstag erklärte. Nach deutschem Recht entspräche Mord zweiten Grades eher einem Totschlagsdelikt.

Der Polizist hatte Patrick Lyoya, der mit seiner Familie einst aus dem Kongo geflohen und in die Vereinigten Staaten gekommen war, am 4. April im Streit nach einer Verkehrskontrolle in der Stadt Grand Rapids erschossen.

Eine Verkehrskontrolle endet tödlich

Der Beamte hatte den 26-Jährigen zunächst wegen einer Unregelmäßigkeit an dessen Nummernschild angehalten. Die beiden gerieten dann in eine körperliche Auseinandersetzung, an dessen Ende der Polizist Lyoya von hinten in den Kopf schoss, während dieser unter ihm am Boden lag. Dies ging aus Videoaufnahmen der Szene hervor, die die Polizei nach dem Vorfall veröffentlichte. Nach Angaben der Polizei wurde bei Lyoya keine Waffe gefunden.

Ein Anwalt von Lyoyas Familie, Ben Crump, begrüßte die Entscheidung, den Polizisten anzuklagen, als «entscheidenden Schritt in die richtige Richtung». Der Beamte müsse «für seine Entscheidung, den unbewaffneten Patrick zu verfolgen und ihm letztlich in den Hinterkopf zu schießen und ihn zu töten, zur Rechenschaft gezogen werden - und das für nichts weiter als eine Verkehrskontrolle», erklärte Crump über Twitter.

Regelmäßig ähnliche Fälle in den USA

In den USA kommt es in trauriger Regelmäßigkeit zu tödlichen Polizeieinsätzen ähnlicher Art. Stellvertretend steht dafür der Fall von George Floyd: Im Mai 2020 war der Afroamerikaner bei einem brutalen Polizeieinsatz in Minneapolis ums Leben gekommen. Videos dokumentierten, wie Polizisten den unbewaffneten Mann zu Boden drückten. Der weiße Beamte Derek Chauvin presste dabei sein Knie gut neun Minuten lang auf Floyds Hals, während dieser flehte, ihn atmen zu lassen. Der Fall führte damals zu landesweiten Protesten gegen Polizeigewalt und Rassismus.


Bildnachweis: © Joel Bissell/Kalamazoo Gazette/AP/dpa
Copyright 2022, dpa (www.dpa.de). Alle Rechte vorbehalten

Meistgelesene Artikel

Rasender Autofahrer auf B 64 gestoppt
Allgemein

Extrem hohe Geschwindigkeitsüberschreitung führt zu drastischen Konsequenzen

weiterlesen...
Traditionelle Osterfeuer in Warendorf und Sassenberg
Allgemein

Gemeinschaftliches Zusammenkommen in gemütlicher Runde

weiterlesen...
Herzrhythmusstörungen sicher und effektiv behandeln
Allgemein

Neue Behandlungsmethode für Vorhofflimmern im Warendorfer Josephs-Hospital

weiterlesen...

Neueste Artikel

Risiko Festzelt? Noroviren und Masseninfektionen
Aus aller Welt

Wie schnell sich Noroviren ausbreiten können, zeigen Hunderte Infektionen in einem Festzelt auf dem Frühlingsfest in Stuttgart. Ein Mediziner spricht von perfekten Bedingungen.

weiterlesen...
SOS-Kinderdorf wird 75: Kriege belasten Kinder
Aus aller Welt

Die Organisation wurde nach dem Zweiten Weltkrieg gegründet. Heute litten Kinder noch genauso in Konflikten, sagt die Leiterin der Bewegung. Doch auch Trends in Ländern wie Deutschland machen Sorgen.

weiterlesen...

Weitere Artikel derselben Kategorie

Risiko Festzelt? Noroviren und Masseninfektionen
Aus aller Welt

Wie schnell sich Noroviren ausbreiten können, zeigen Hunderte Infektionen in einem Festzelt auf dem Frühlingsfest in Stuttgart. Ein Mediziner spricht von perfekten Bedingungen.

weiterlesen...
SOS-Kinderdorf wird 75: Kriege belasten Kinder
Aus aller Welt

Die Organisation wurde nach dem Zweiten Weltkrieg gegründet. Heute litten Kinder noch genauso in Konflikten, sagt die Leiterin der Bewegung. Doch auch Trends in Ländern wie Deutschland machen Sorgen.

weiterlesen...