21. Februar 2022 / Aus aller Welt

Wohnkomplex in Essen brennt aus

Am frühen Morgen gerät in Essen ein großer Wohnkomplex in Brand. 35 Wohnungen brennen völlig aus, 128 Menschen verlieren ihr Zuhause. Verletzt werden zum Glück nur wenige.

Der Wohnkomplex in Essen ist völlig ausgebrannt.

«Feuer, Feuer», rufen Anwohner des gepflegten Wohnkomplexes mitten in der Essener Innenstadt am frühen Montagmorgen. Dann schlagen schon meterhohe Flammen aus der viereinhalbgeschossigen Anlage.

Vom Sturm «Antonia» wie durch einen Blasebalg angefacht, verbreitet sich der Brand über die Fassade und die Balkone rasend schnell in dem Wohnkomplex und zerstört in kurzer Zeit 35 Wohnungen. Weitere werden durch den Rauch schwer beschädigt.

Dramatische Rettungsaktion in der Nacht

Es ist einer der größten Brände in der Essener Stadtgeschichte seit Jahrzehnten. «Innerhalb von 20 Minuten stand das ganze Haus komplett in Flammen. Man hat das Gefühl, das ist ein Feuer-Inferno, in dem man sich hier befindet», berichtet der 35 Jahre alte Lennart Diedrich - als direkter Anwohner einer der ersten Augenzeugen des Feuers.

Nur dank großen Glücks, eines massiven Einsatzes der Feuerwehr und der tatkräftigen Hilfe von Nachbarn gibt es keine Todesopfer. Drei Menschen kommen mit Rauchvergiftungen vorübergehend ins Krankenhaus. Zuvor hatte Diedrich zusammen mit zwei Feuerwehrleuten einen Rollstuhlfahrer die Treppe hinuntergetragen. Ohne diese Hilfe hätte der Mann in Lebensgefahr geschwebt - den Fahrstuhl konnte er nicht mehr benutzen.

So groß sei die Hitze des Feuers gewesen, dass noch in 15 Metern Entfernung in anderen Gebäuden Rollläden geschmolzen und Scheiben geplatzt seien, berichtet die Feuerwehr. 128 Mieter verlieren bei dem Brand ihre Wohnung, viele ihre komplette Einrichtung.

Wie groß der Schaden ist, können Feuerwehr und Brandsachverständige am Montagnachmittag noch nicht beziffern, weil der Wohnkomplex einsturzgefährdet und deshalb nicht zu betreten ist. Mit Sicherheit geht es um etliche Millionen Euro.

Auch nach dem Ende der Hauptlöscharbeiten gibt es bis zum Nachmittag immer wieder Brandnester. «Das kann im Inneren immer wieder aufflammen und noch Tage dauern», sagt ein Feuerwehrsprecher. Damit bleibt auch die drängendste Frage nach der Brandursache unbeantwortet.

«Die Nachrichten aus Essen sind erschütternd», schreibt Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) auf Twitter. «Viele Menschen haben über Nacht ihre Wohnung, Hab und Gut verloren.» Der SPD-Spitzenkandidat für die kommende NRW-Landtagswahl, Thomas Kutschaty, twittert: «Schreckliche Bilder heute Morgen aus meiner Heimatstadt @Essen_Ruhr.»

Ein Feuerwehrsprecher betont: «Die massive Brandausbreitung hat alle Einsatzkräfte sehr überrascht.» So etwas habe man noch nie erlebt. Die Mieter werden in der Nacht zunächst in der nahe gelegenen Zentrale der Funke Mediengruppe und dann in einem umfunktionierten Hörsaal der Essener Universität untergebracht und mit Kaffee und Brötchen versorgt. Einige haben noch Schlafanzug und Pantoffeln an - und Mäntel und dicke Jacken darüber.

Betroffene wurden in Hotels untergebracht

Vorerst müssen die Mieter sich eine neue Bleibe suchen - sicherlich auch für längere Zeit, denn die Schäden sind massiv. Die meisten Betroffenen seien privat untergekommen, 27 Menschen müssten untergebracht werden, teilt die Stadt Essen mit. Das Wohnungsunternehmen Vivawest als Eigentümer des Hauses bietet den Mietern kurzfristig Zimmer in umliegenden Hotels an. Die Stadt Essen stelle außerdem Medikamente, Hygieneartikel und Kleidung für den Sofortbedarf zur Verfügung, heißt es in einer Mitteilung. Außerdem werde für die Betroffenen ein Spendenkonto eingerichtet.

Der zerstörte Komplex war ein Bau von 2015, der gemäß den Vorschriften mit Brandschutztüren gegen eine schnelle Verbreitung eines Feuers ausgestattet war. Die Türen seien zuletzt im März 2021 gewartet worden, sagt ein Sprecher des Hauseigentümers. Die Dämmung des Hauses erfolge überwiegend mit Mineralfaserplatten - weil diese weniger brandanfällig als Polysterol-Dämmstoffe seien.


Bildnachweis: © Christoph Reichwein/dpa
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