Tradition und beste Stimmung

Tradition und beste Stimmung

Der Bürgerschützenverein Warendorf hat ein neues, sehr prominentes Mitglied. Doch diese Information blieb im Rahmen der Mitgliederversammlung am Freitagabend eher eine Randnotiz.

Die Versammlung des Bürgerschützenvereins Warendorf am ersten Freitag nach den Osterferien sei eine alte Tradition, betonte Präses Gerhard Leve bei seiner Begrüßung im vollbesetzten Saal des Hotels „Im Engel“. „Mit dieser Versammlung beginnt auch unser Schützenjahr“, erläuterte er im weiteren – und so, wie es begonnen hat, darf es sich gerne fortsetzen.

Denn die Stimmung war bestens. Musikalisch perfekt begleitet von der Stadtkapelle vergingen die knapp drei Stunden mit Berichten, Ehrungen, Wahlen, Neuaufnahmen, weiteren Regularien und konstruktivem Meinungsaustausch, wie im Fluge. Zwischendurch einige mit Inbrunst geschmetterte Lieder – Schützenversammlung at it’s best!

Jedoch nicht ohne nachdenkliche Töne. Schon bei der Totenehrung wurde deutlich, das der Bürgerschützenverein eine intensive Gemeinschaft pflegt. Denn anders als das kurze Aufstehen mit oder ohne Verlesen von Namen, hat das Totengedenken bei den Bürgerschützen einen markanten Platz in der Tagesordnung. Der Präses würdigte die Verstorbenen ausgiebig, nannte ihre Namen und ließ das Gedenken damit noch nicht enden. Er wies auf den Krieg in der Ukraine hin, fragte warum die Menschheit nicht aus dem Grauen lerne und richtete die Gedanken der Anwesenden auf „alle Gefallenen und Vermissten weltweit“.

Trotz dieses ernsten Moments war der Abend deutlich humorig. Der mutmaßlich trockenste, weil sehr sachliche Beitrag, war da noch der vom ausgeschiedenen Geschäftsführer Dirk Bußmann verfasste und von seinem Nachfolger Jörg Middendorf verlesene Jahresbericht. Schon der Kassenbericht von Volkmar Schmidt war wesentlich erheiternder. Nicht nur, weil noch Geld in der Kasse ist – auf diesen Satz hatte sich Schmidt eigentlich beschränken wollen – sondern auch ob der Art des Vortrags. Die ohnehin schon zufriedenstellende Mitgliederzahl von 819 sei bei nur drei Austritten und leider einigen Todesfällen, durch 67 Neuanmeldungen in nur einem Jahr auf 870 gestiegen, was mit Applaus quittiert wurde. Der Frauenanteil sei deutlich größer geworden, liege allerdings noch bei nur 1 zu 5. Schmidt sprach von „genug Geld, dass wir das nächste Schützenfest mit viel Freude feiern können“. Nichtsdestotrotz wurde der seit 2015 bestehende reguläre Jahresbeitrag im späteren Verlauf von der Versammlung völlig unkompliziert um fünf Euro auf jetzt 30 Euro angehoben. Doch auch bei guter Kassenlage ist Sponsoring wichtig. Die Schützen freuen sich über die gute Unterstützung von Thomas Dopheide und Christian Strotdresch beim Schießstand und danken den Großsponsoren Sparkasse Münsterland Ost und Volksbank für die Zuwendung von 8.500 Euro, die auf einzelne Gruppen zur Anschaffung bzw. Reparatur von Uniformen usw. verteilt werden. Die Entlastung des Vorstands war Formsache.

Die Berichte aus den Formationen waren teils kurz, teils paradoxerweise sehr lang obwohl ständig betont wurde, dass man sich kurz fasse. Aber: Sie waren nahezu ausnahmslos humorvoll, erheiternd, bestens vorbereitet und positiv.

Nicht alle zu Ehrenden hatten sich auf den Weg in den Engel gemacht. Während von den Silberjubilaren nur wenige anwesend waren, waren es bei jenen, die seit einem halben Jahrhundert Mitglied sind, schon mehr. Wolfgang König, Hubert Brokbals, Heinz Reifert, Rolf Nieländer, Elmar Olgemöller und Hubert Hanrath begleiten den Verein seit diesen langen 50 Jahre. An ihre Ehrungen schloss sich die Aufnahme der Neumitglieder an, die mit dem üblichen Basispaket ausgestattet wurden. Einer fehlte: Bernd Stelter, Schauspieler, Comedian, Autor und Vortragskünstler. Der hatte, so ließ es Christian Günnewig die Versammlung wissen, wohl am Vorabend seine Mitgliedschaft festgezurrt.

Die komplikationslosen Wahlvorgänge entsprachen dem Gesamtbild des Abends. Dr. Gerd Vornhusen wurde für drei Jahre in eine vierte Amtsperiode als Vizepräses gewählt. Wiederwahl auch für Beisitzer Hendrik Tovar. Dritter Kassenprüfer ist nun Thomas Pinnekamp. Präses Gerhard Leve verwies auf zwei freie Plätze als Beisitzer und animierte die Anwesenden, sich gerne einzubringen.

Für das Schützenfest 2023, das, wie mittlerweile gewohnt, auf den Kleinspielfeldern stattfindet, wurden einige Verbesserungen angedacht, weitere sollen folgen. Unter anderem wurde das Sicherheitskonzept überarbeitet und die Taxiplätze näher zum Festgeschehen geplant. Besonderen Wert legt der Verein auf den Aufbau einer dritten weiblichen Formation. Zwar ist man stolz auf die Ehemaligen Königinnen und die 36 Mitglieder der liebreizenden Damengarde, doch es gebe durchaus weiteren Platz für weibliche Mitglieder. Dies wird sich, wie man am Beispiel der erst seit verhältnismäßig kurzer Zeit existierenden Damengarde sehen kann, vermutlich sehr schnell entwickeln.