13. Januar 2024 / Allgemein

Volles Haus zum neuen Jahr

Neujahrsempfang der Stadt Warendorf

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Volles Haus zum neuen Jahr

Einmal mehr war das Theater am Wall zum Neujahrsempfang bis auf den letzten Platz gefüllt. Allerdings, so ähnlich stellte es später auch der geladene Gastredner, der Sozialforscher Dr. Kai Unzicker fest, wie gewohnt mit „den üblichen Verdächtigen“. Bis auf wenige Ausnahmen hatte einmal mehr das „Who is who“ der Warendorfer Society auf den bequemen weichen Polstern der Kulturstätte Platz genommen.

Sie durften sich zunächst über die bereits gewohnte musikalische Begrüßung durch den Chor der Stadtverwaltung freuen, der mit drei Stücken die Veranstaltung einläutete. Es folgte eine lange, durchaus humorige und mit zahlreichen mehr oder weniger versteckten Wortspielen angereicherte Rede des Bürgermeisters, der den notwendigen Ernst der angesprochenen Themen gekonnt in seine Worte einband.

 Peter Horstmann wählte das blaue Band der Ems als roten Faden seiner Rede die unter dem Eindruck des Hochwassers entstanden, das den Jahreswechsel der Stadt bedrohlich begleitet hatte. Er ging er intensiv auf die Notwendigkeit zur Renaturierung des Flusses ein, der „in vielen Bereichen seines Verlaufs begradigt, oder besser gesagt: kanalisiert wurde“. Die derzeitige Planung, mehrfach überprüft, sei  richtig, wichtig und gut abgewogen, so wie die Stelle des Durchstichs. „Es ist regelmäßig nicht möglich, etwas neues zu schaffen, ohne Ressourcen zu verbrauchen und temporäre Einschnitte in gewachsene Strukturen vorzunehmen“, unterstrich Horstmann, sichtlich überzeugt von der Richtigkeit der Planungen. Die Emsrenaturierung sei nur ein Teil der Investitionen, die im Jahr 2024 trotz angespannter Haushaltslage werden erfolgen müssen, sagte der Erste Bürger der Stadt und verwies auf die Ortsteile und den Wohnungsbau. Er nahm intensiv das Brinkhausgelände in den Fokus. Er selber zähle zu den Bürgern, die sich dort eine schnellere Entwicklung wünschen. „Trotzdem muss unser oberstes Ziel sein, das Brinkhausgelände städtebaulich in der besten Art und Weise zu entwickeln. Diese Fläche ist die wahrscheinlich interessanteste Fläche für die städtebauliche Entwicklung unserer Stadt in den nächsten Jahren und Jahrzehnten“, betonte er und führte zahlreiche Bereiche auf, auf die diese Entwicklung Einfluss haben wird. Zudem streifte er die immense Bedeutung des geplanten Fernwärmenetzes.

Auch die aktuelle politische Lage sprach Horstmann an. „Wir brauchen unverbrauchte Blicke auf das, was die gigantischen Herausforderungen hier vor Ort und in der ganzen Welt wirklich lösen kann“. Angelehnt an den erfolgreichen Kampf gegen das Hochwasserging er mit Wortspielen auf die Gefahren für die Demokratie ein und forderte die Zuhörer auf, politische Sandsackbarrieren zu errichten. Deutlicher Beifall war ihm gewiss.

Ganz besonderen Wert maß der Bürgermeister seinem Dank an die zahlreichen Helfenden bei der jüngsten Hochwasserproblematik zu. Das Publikum im vollbesetzten Theater am Wall bedachte die einzelnen genannten Gruppierungen mit lebendigem Applaus. Horstmann dankte dabei auch der Verwaltung, denn auch sie sei intensiv an den Aufgaben beteiligt gewesen. Er wisse, dass der Um- und Ausbau der Verwaltungsstellen hohe Kosten mit sich gebracht habe, aber diese sein nötig gewesen. „Auch das Hochwasser sowie das Thema Katastrophenschutz generell, hat mir neben vielen anderen Dingen gezeigt, wie wichtig es ist, dass wir eine gut funktionierende Verwaltung, einen gut funktionierenden Öffentlichen Dienst haben, der im wahrsten Wortsinn Dienst für die Öffentlichkeit leistet“. Daher warb er für eine bessere Förderung durch Bund und Land. „Die Lage ist wirklich ernst was die kommunalen Finanzen bei gleichzeitiger Aufgabenmehrung angeht. Wir strecken uns wirklich nach Kräften, aber dabei stellen wir fest, dass das Hemd doch immer etwas zu kurz ist“. Unklar blieb, ob er in seiner Rede eine erneute Kandidatur aufzeigte. Der Satz „Ich möchte gerne, gerne auch über meine erste Amtsperiode hinaus, mit all den spannenden, netten und hilfsbereiten Menschen Warendorfs zusammenarbeiten, so dass wir bestmöglich und gemeinsam in eine zum Teil doch recht ungewiss wirkende Zukunft gehen“ bietet Interpretationsspielraum.

Ebenfalls zwischen sachlich und humorig bewegte sich der Vortrag des Gastredners. Schon eingangs wies Dr. Unzicker darauf hin, dass das, was er sagen würde, durchaus bekannt sein könne – womit er recht hatte. Doch die Art, wie er Bekanntes mit abzuleitenden Schlussfolgerungen verknüpfte, und die Handlungsanregungen, die er den Zuhörenden mit auf den Weg gab, machten aus seinem Vortrag ein hörenswertes Viertelstündchen. Die mit Corona und den folgenden Krisen entstandene Ungewissheit ebne den Weg für Verschwörungstheorien und Populisten, erläuterte der Sozialwissenschaftler. Sie schafften für die Betroffenen eine Gemeinsamkeit, die ihnen Halt gebe. Ergo lautete seine erste Handlungsempfehlung: „Wir müssen die Gelegenheiten und Räume für Begegnung schaffen“, regte er an und verwies dabei auf die Struktur der Zuhörerschaft. „Schauen Sie sich an, wer hier ist und wer nicht hier ist“, bat er, und zählte einige Gruppen auf, darunter junge Menschen, Migranten und finanziell schlechter Gestellte. Ein verlegener Applaus bewies, dass die Anwesenden verstanden hatten. Zudem müsse man, seine zweite Anregung, den Menschen mehr und gegebenenfalls geänderte Möglichkeiten für ehrenamtliches Engagement geben. Die rechtlichen Strukturen von Vereinen und Organisationen seien oft zu verkrustet. Sein dritter Anstoß betraf die Bürgerbeteiligung. Auch dabei müsse es andere Formen geben, denn sich durch die Politik ignoriert zu fühlen, biete ein Potential für Populisten. Auch müsse diese Bürgerbeteiligung tatsächlich umgesetzt werden. Die Ergebnisse zu ignorieren sei grundfalsch.

Schwere Kost, locker dargebracht. Noch lockerer der Part der „Punch Drunk Poets“. Die vier jungen Musiker aus Paderborn, Köln, Münster und Warendorf präsentierten mehrere Songs, angesiedelt irgendwo zwischen Soft- und härterem Rock. Vertonte Lyrik mit regionalem Bezug mit verständlichen Texten und einem entspannten Gefühl beim Zuhören.

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