Von Kurzgeschichten und Kinderträumen – Stadtschreiber und Bürgermeister lesen in der Kosterei
Literatur, Kaffee und ein guter Zweck
Gleich zwei Autoren boten den Besucherinnen und Besuchern der Kosterei am vergangenen Samstag ein literarisches Erlebnis der besonderen Art. Rund 30 Gäste lauschten gespannt den Geschichten, Gedanken und Träumen zweier sehr unterschiedlicher, aber gleichermaßen inspirierender Schriftsteller.
Feinsinnige Kurzgeschichten von Marc Lunghuß
Zunächst entführte Marc Lunghuß das Publikum in die Welt seiner Kurzgeschichten. Der derzeitige Stadtschreiber, der im traditionsreichen Zigarrenmacherhaus residiert, brachte den Zuhörerinnen und Zuhörern mit viel Feingefühl und Ausdruckskraft einen seiner Texte näher.
Seit dem 1. August ist Warendorf für Lunghuß eine Art neues Zuhause geworden – insbesondere der idyllische Emsseehat es ihm angetan.
„Ich hatte schon ein wenig Kurort-Gefühl“, gestand der Autor mit einem Schmunzeln – ein Eindruck, den wohl viele nachvollziehen konnten, die die besondere Atmosphäre des Städtchens kennen.
Bürgermeister Horstmanns literarisches Debüt
Im Anschluss wagte Bürgermeister Peter Horstmann sein literarisches Debüt – und das mit einer Herzensangelegenheit. Er las erstmals öffentlich aus seinem bislang unveröffentlichten Kinderbuch, das auf einem Kriminalroman basiert, den er einst gemeinsam mit einem Kommilitonen während seiner Studien- und Referendariatszeit verfasste.
Während die ursprüngliche Geschichte eher ernst daherkommt, widmet sich die kindgerechte Adaption einem liebevollen und zeitlosen Thema: Freundschaft.
Eichhörnchen Giuseppe auf der Suche
Im Mittelpunkt steht das kleine Eichhörnchen Giuseppe, das nach seinem Winterschlaf voller Vorfreude auf seine Nussvorräte ist. Eine ganz besondere Nuss hat er sich sogar für einen besonderen Moment aufgehoben – doch leider hat er vergessen, wo er sie versteckt hat.
Auf der Suche nach dem geheimen Versteck bittet Giuseppe seine Freunde um Hilfe, doch die Lösung bleibt zunächst verborgen.
Mit sprachlichem Witz, feinfühligen Reimen und lebendigem Vortrag nahm Horstmann das Publikum mit in Giuseppes Welt. Immer wieder war leises Lachen und herzliche Zustimmung aus dem Publikum zu hören.
Zwischen Anspruch und Zielgruppe
Und doch blieb auch Raum für kritische Gedanken: Einige Zuhörerinnen und Zuhörer fragten sich, ob der teils gehobene Wortschatz und der Einsatz von Fremdwörtern die Zielgruppe – Kinder – womöglich überfordern könnten. Eine Frage, die sich auch der Autor selbst stellt.
„Ich möchte das Buch gerne Kindern vorstellen“, sagte Horstmann offen, „denn wer könnte besser beurteilen, ob es funktioniert, als sie selbst?“
Von der Idee zum Buchprojekt
Doch wie kam es überhaupt zur Idee, aus einem Krimi ein Kinderbuch zu machen? Ursprünglich war es ein Geschenk an seine Neffen. Im Sommerurlaub 2022 begann Horstmann mit dem Projekt, das während einer Corona-Erkrankung 2023 weiter Form annahm – just in dem Jahr, als beide seiner Schwestern Kinder bekamen.
„Selbst wenn das Buch niemals veröffentlicht wird, dachte ich, es wäre eine schöne Erinnerung für meine Neffen“, erzählte er von seiner Idee.
Ob und wann das Buch den Weg in die Buchhandlungen finden wird, ist noch ungewiss. Während der Lesung zeigte Horstmann einige der von Künstlicher Intelligenz generierten Illustrationen seiner tierischen Protagonisten. Sein Wunsch jedoch bleibt klar: eine Veröffentlichung mit handgezeichneten Illustrationen und einem Verlag, der seine Vision teilt.
Humor, Austausch und Gemeinschaft
Marc Lunghuß nahm die große Aufmerksamkeit für das Buchprojekt seines Kollegen mit Humor. „Meine Kurzgeschichte sollte heute nur die Rampe sein“, sagte er lachend – und stellte sich anschließend mit großer Offenheit den Fragen der interessierten Zuhörerschaft.
Für seinen eigenen Roman wird es noch vor seiner Abreise Ende November eine eigene Veranstaltung in Kooperation mit der Stadtbücherei geben.
Die literarische Begegnung war der Initiative von Jennifer Hagemeyer zu verdanken, Mitarbeiterin der Kosterei und Nachbarin des Zigarrenmacherhauses. In einem Gespräch mit Lunghuß entstand die Idee zur Lesung. Als auch Bürgermeister Horstmann, inspiriert durch seine Begegnung mit dem Stadtschreiber, von der Idee erfuhr, war seine Begeisterung sofort geweckt – so sehr, dass er den Termin selbst während des geschäftigen Freckenhorster Herbstesunbedingt wahrnehmen wollte.
Literatur trifft Genuss – und Gemeinsinn
Neben den literarischen Beiträgen wurde den Gästen auch kulinarisch etwas geboten: Vor und nach der Lesung konnten sie bei Kaffee und selbstgebackenem Kuchen verweilen, miteinander ins Gespräch kommen und die gemütliche Atmosphäre genießen.
Der soziale Gedanke kam dabei nicht zu kurz – denn wie so oft in der Oststraße, wo auch die Kosterei ihren Platz hat, wurde auch an diesem Tag das nahegelegene Frauenhaus unterstützt. Sämtliche Einnahmen aus dem Kuchenverkauf sowie zusätzliche Spenden wurden dem Frauenhaus gespendet, das derzeit für eine neue Küche sammelt.
Eine kleine Geste mit großer Wirkung – und ein Zeichen dafür, dass Kultur und Gemeinschaft in Warendorf Hand in Hand gehen.













