21. Februar 2021 / Allgemein

Warendorfer Pflanzenzüchter haben eine unterschiedliche Zukunft

Ungleichmäßige Schneemassen brachten die Dächer zum einstürzen

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Warendorfer Pflanzenzüchter haben eine unterschiedliche Zukunft

Ungleichmäßige Schneemassen brachten die Dächer zum einstürzen

Strahlende Kinderaugen wegen der Winterpracht wird derzeit durch die entsetzten Blicke von Unternehmern abgelöst. Nach dem großen Tauen werden die Schäden, die der Schnee verursacht hat sichtbar. Besonders betroffen ist die Gärtnerei Ohlmeyer sowie die Baumschule Uehre Gartenland. Die Gewächshäuser brachen aufgrund der Schneemassen wie ein Kartenhaus zusammen.

Dirk Ohlmeyer betreibt die Gärtnerei in dritter Generation. 1945 gründete sein Vater das Unternehmen – damals wurden dort noch Gemüse und Tabak verkauft. Nach Begutachtung des Schadens steht für den 51-jährigen fest: er wird das Familienunternehmen aufgeben. „Mir fiel die Entscheidung wirklich nicht leicht. Ich hatte viele schlaflose Nächte“, gesteht Ohlmeyer. Dennoch hält er es für die einzige sinnvolle Lösung. Alleine das Gewächshaus hat einen Schaden von rund 80000 Euro verursacht. Pflanzen von Kunden, die zur Überwinterung in dem rund 1000 Quadratmeter großem Gewächshaus untergebracht waren, rund 350000 eigene Zuchtpflanzen und zwei Fahrzeuge wurden durch den Einsturz beschädigt. „Ich hoffe dass die Fahrzeuge nur leichte Schäden aufweisen“, merkt der Unternehmer an, die eigenen Pflanzen sind jedoch gänzlich unbrauchbar. Die Autos barg er im Laufe der Woche aus dem Trümmerhaufen, ebenso wie einige Pflanzen die zur Überwinterung dort standen. Den Rest, inklusive des Gebäudes, kann er nur noch „dem Müll zuführen“. Auch wenn die Versicherung einen Großteil des Schadens deckt, kommt ein Wiederaufbau für den Gärtner nicht in Frage. Zu hoch wäre der finanzielle sowie der Arbeitsaufwand, denn die vierte Generation ist nicht gesichert. „Meine Kinder möchten das Geschäft nicht weiterführen“, gesteht Ohlmeyer. Zukauf von Ware wäre keine Option, da gerade die Stammkunden seine Qualität gewohnt seien. Das Geschäft schließt bereits Ende Februar. Bis dahin versucht die Gärtnerei so viel Ware wie möglich unter Einhaltung den Coronabestimmungen zu veräußern. Ein Nachfolger suchen sie nicht. Die Geschäftsräume sollen nach und nach zurückgebaut und der Grund anschließend veräußert werden. Dirk Ohlmeyer selbst möchte in ein Angestelltenverhältnis zurückkehren.

Auch Familie Uehre wurde von den Schneemassen hart getroffen, denn nur ein Teil der beschädigten Gewächshäuser werden durch die Versicherung ersetzt. Die Folienschläuche hätten eine Extraversicherung benötigt. Bei der Firmenübernahme nach dem Tod seines Vaters hatte Hubertus Uehre die Policen nahtlos übernommen. „Die Schläuche sind unheimlich stabil und halten einer Last von 50 Kilogramm je Quadratmeter stand“, erklärt Uehre die Beschaffenheit. Die Schneeverwehungen haben dazu geführt, dass die Folienschläuche ungleichmäßig belastet wurden – so konnten sie der Belastung nicht standhalten. Alleine hier ist der Schaden im höherem fünfstelligen Bereich anzusiedeln. Dabei hätte der Schaden noch größer ausfallen können. Nachts setzte Uehre mit seinen Angestellten Heizungen ein, um die Schneemassen zu schmelzen. Der Plan ging nicht auf –  ebenfalls durch die ungleichmäßige Belastung. Nachdem einige Tunnel bereits eingestürzt waren, entschloss sich das Team zu einem drastischerem Schritt: die Pflanzen deckten sie mit Vlies ab und schnitten die Folien ein. So ist zumindest die Stahlkonstruktion unbeschädigt geblieben. Fünf von acht Tunneln müssen dennoch komplett zurückgebaut werden. Ebenso wie eins der sechs Schiffe des Glasgewächshauses. Alleine dort waren 600000 Jungpflanzen untergebracht. Alle Pflanzen müssen nun kontrolliert werden: sind sie noch brauchbar oder wurden die Wurzeln durch den Frost beschädigt? Erst dann kann Uehre Gartenland die Schadensumme genau beziffern. Bis dahin geht es gegen die Zeit. Die alten Anlagen müssen zurückgebaut und neue Gewächshäuser inklusive Bewässerungsanlage wieder hochgezogen werden. Und das binnen zwei Monate. „Das ganze wirft uns in unseren Planungen bereits einige Jahre zurück. Jetzt müssen wir Gas geben, damit wir unsere Frühjahrsaussaat schaffen“, merkt Hubertus Uehre an und ist besonders stolz auf seine Mitarbeiter. Denn die helfen wo sie nur können und scheuen sich nicht vor Überstunden, damit der Laden wieder läuft. Die geplanten Investitionen und Erweiterungen, die für dieses Jahr anstanden, müssen jedoch vorerst zurückgestellt werden. 

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