5. November 2020 / Allgemein

„Wenn wir das wüssten...“

Aktuelle Situation unserer Gastronomen

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„Wenn wir das wüssten...“

Aktuelle Situation unserer Gastronomen

„Wenn wir das wüssten...“ – Michaela Allendorf vom Restaurant „Haus Allendorf“ in Neuwarendorf, bringt die Situation der Gastronomen mit einem Satz auf den Punkt. Denn in deren Reihen herrscht große Unsicherheit, wie alles weitergehen soll, während und nach diesem sogenannten „Lockdown light“.

Und „light“ ist er für die Gastronomie mit Sicherheit nicht. Denn die Restaurants, Bars, Gaststätten, Kneipen, Imbisse und Clubs trifft dieser Lockdown echt hart. Zum einen, weil niemand mit Sicherheit sagen kann, wie lange er dauert. Zum anderen, weil zunächst auch niemand weiß, unter welchen Konditionen die Arbeit weitergehen kann. Alle warten gespannt auf die für Mittwochnachmittag angekündigten Informationen aus Berlin. Vollmundig wurde eine Kompensation für die Schließung versprochen, (bis zu) 75% des Umsatzes aus dem Vorjahr soll die Erstattung betragen. Doch wie viel davon schlussendlich bei den Empfängern verbleibt, welche Hintertürchen sich der Staat wie zuletzt bei den meist wenig hilfreichen Sofort„hilfen“ offen lässt, ist noch immer offen. – Anders als der Gasthof Diepenbrock in Everswinkel oder die Restaurants Haus Allendorf, Saray und Altes Gasthaus Wiese in Warendorf. Sie sind zu! Nur „Außer-Haus-Verkauf“ und Lieferung sind möglich. Und davon machen die Gastronomen recht unterschiedlich Gebrauch.

Falk Roerkohl, der das „Altes Gasthaus Wiese“ betriebt, sagt: „Abwarten und Tee trinken“. Und zwar „bis die in die Pötte kommen“. Damit meint er die Volksvertreter in Berlin und die nachgelagerten Behörden, die die Vorgaben aus Berlin umsetzen müssen. Bevor er nicht weiß, mit welchen Bedingungen er zu rechnen hat, lässt er die Tür abgeschlossen.

Sever Saray hat die Tür zwar für „Außer-Haus-Lieferungen“ geöffnet, wird sie aber wohl wieder schließen. „Ich bin komplett durcheinander“, sagt der Gastronom, der sein Restaurant mit echtem Holzkohlegrill erst seit wenigen Monat betreibt und wegen Unstimmigkeiten mit Nachbarn und Denkmalschützern bereits genug Ärger hat. „Ein bis zwei Bestellungen, dafür den Fahrer zahlen...“ – das lohne sich nicht, um den ganzen Monat weiterzumachen.

Michaela Allendorf hat nicht nur den „Außer-Haus-Verkauf“; sondern auch das Weihnachtsgeschäft im Blick. Für November bietet das Haus eine kleine Karte für die Abholung (oder Lieferung nach Absprache) von freitags bis sonntags an. Aber wie in allen vergleichbaren Gastronomiebetrieben wäre von jetzt bis Ende Dezember die hohe Zeit des leckeren gemeinsamen Speisens. Mit der Firma, dem Verein, der Familie usw. Stattdessen hagelt es Absagen weil die Gäste vorsichtig und zurückhaltend sind. Und Michaela Allendorf weiß auch nicht, welche Reservierungen sie überhaupt annehmen kann. „Die können viel schreiben, wie sie das umsetzen wollen“, sagt sie in Richtung der Regierungsvertreter. „Am Ende ist das dann doch alles anders!“

Ähnlichen Unmut äußert auch Clemens Diepenbrock vom Gasthof Diepenbrock in Everswinkel. „Wir haben gar kein Verständnis dafür“, sagt er mit Blick auf den Lockdown und nennt die Gastronomie ein „Bauernopfer“. Zumal der eigene Betrieb „richtig investiert“ hat, wie er betont. Die neue Lüftung wechsele sechs Mal pro Stunde die gesamte Luft aus. – Dem Betrieb selbst soll aber nicht die Luft ausgehen, daher ist Diepenbrock „on the road again“. „Wir wollen die Gäste bei Laune halten“, sagt Diepenbrock und schildert seinen exquisiten Lieferservice (bis 10 Kilometer kostenlos), den das Haus sogar mit umweltfreundlichen Elektroautos realisiert. Essen wie im Restaurant, auf Porzellantellern, nicht auf Plastik oder Styropor. „Papi holt das Essen und Mutti braucht nur noch die Getränke auf den Tisch zu stellen und die Folie vom Teller abziehen“, schmunzelt er. Das Porzellan wird am Folgetag wieder abgeholt.

Am Ende macht Diepenbrock allerdings noch seinem Ärger Luft und spricht damit sicherlich vielen ehrlichen Gastronomen aus der Seele. „Viele meiner Kollegen in den Ballungszentren haben dazu beigetragen, dass wir die Suppe auslöffeln müssen“, beschreibt er den Unmut, den er nicht alleine empfindet. „Die haben Schindluder getrieben!“

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