27. August 2021 / Allgemein

„Kurve kriegen“ soll verhindern, dass heranwachsende Kriminelle zu Intensivtäter werden

Großbehörden haben gute Erfahrungen mit dem Programm gemacht.

Initiative „Kurve kriegen“ soll verhindern, dass heranwachsende Kriminelle zu Intensivtäter werden. 

Großbehörden haben bereits in den vergangenen zehn Jahren gute Erfahrungen mit dem Programm gemacht.

Kreis Warendorf/Warendorf. Jetzt ist es amtlich: nachdem bereits große Behörden in den vergangenen zehn Jahren viele gute Erfahrungen sammeln konnten, schließt sich jetzt auch der Kreis Warendorf der Initiative „Kurve kriegen“ an. Damit beteiligen sich nun bis auf Coesfeld  alle  Kreise im Münsterland sowie die kreisfreie Stadt Münster an dem landesweiten Projekt.

In der Landesinitiative „Kurve kriegen“ kümmern sich pädagogische Fachkräfte und erfahrene Kriminalbeamte gemeinsam um straffällig gewordene Kinder und Jugendliche und deren Familien, bevor sich die Heranwachsenden zu sogenannten Intensivtätern entwickeln. Unter dem Leitgedanken „Frühe Hilfe, statt späte Härte“ sollen Kinder und Jugendliche vor einem dauerhaften Abgleiten in die Kriminalität bewahrt werden. Denn aus Kindern und Jugendlichen, die der Polizei bereits früh durch rechtswidriges Verhalten auffallen, entwickeln sich häufig Intensivtäter, die ein hohes Gewaltpotenzial haben und viele Opfer verursachen. Mit Blick auf die vielen Opfer und die enormen sozialen Folgekosten, die ein Intensivtäter verursacht, muss demnach die Intervention frühestmöglich erfolgen, bevor die „Karriere“ an Fahrt aufnimmt. Wissenschaftlich belegt ist nämlich, dass Maßnahmen an dieser frühen Stelle besonders wirkungsvoll sind. Kern der Zielgruppe sind Heranwachsende zwischen acht und 15 Jahren, die mindestes ein Gewaltdelikt oder drei Eigentumsdelikte auf dem Kerbholz haben und deren Lebensumstände von so vielen Problemen belastet sind, dass ein dauerhaftes Abgleiten in die Kriminalität droht. Neben strafrechtlichen Auffälligkeiten werden immer auch die sozialen Risikofaktoren gemeinsam durch polizeiliche Ansprechpartner und pädagogische Fachkräfte einbezogen. Ziel ist es, individuelle Ressourcen zu fördern, persönliche Fähigkeiten zu verbessern und Verhaltensänderungen herbeizuführen, die durch passgenaue und individuelle Hilfen von pädagogischen Fachkräften vermittelt werden. Die Teilnahme an der Initiative „Kurve kriegen“ ist dabei freiwillig, das Einverständnis der Sorgeberechtigten eine Voraussetzung. Aktuell nehmen rund 500 junge Straffällige aus ganz NRW an der Initiative teil. Der überwiegende Teil (86 Prozent) ist männlich. Herbert Kraft vom Caritasverband im Kreisdekanat Warendorf und Thorsten Rahner vom SKM, wie auch die Jugendämter im Kreis Warendorf, begrüßen die Initiative ausdrücklich. „Wir sind im Bereich der Jugendhilfe unterwegs, arbeiten mit dem Jobcenter zusammen und wollen diese Netzwerkarbeit. Wir nehmen dabei alle Akteure, also auch die Familien, in den Blick“, sagte Herbert Kraft. Landrat Dr. Olaf Gericke ergänzte: „Es bringt nichts, nur zu ermitteln. Denn das verhindert keine Straftaten.“ Auch wenn „nur“ zwei Prozent der jungen Straftäter (Durchschnittsalter zwölfeinhalb Jahre) ins Programm aufgenommen werden, so sind die Erfolge doch beachtlich. 40 Prozent schaffen den Weg komplett aus der Kriminalität auszusteigen, bei dem Rest können die Straftaten um 75 Prozent gesenkt werden. Ein jugendlicher Intensivtäter verursacht bis zu seinem 25. Lebensjahr Folgeschäden in Höhe von 1,7 Millionen Euro und hinterlässt 100 Opfer. „Mit nur vier bis fünf Absolventen im Jahr ist das Projekt demnach finanziert“, sagte der Landrat. Unterschrieben wurde die Kooperative am Donnerstag von den Bürgermeistern Michael Gerdhenrich (Beckum), Karin Rodeheger (Oelde), Dr. Alexander Berger (Ahlen) und Landrat Dr. Olaf Gericke.

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