Bude lüften und ein paar Bäume pflanzen
Warendorfer Gastro-Kalender soll am Samstag kommen
Es ist eine kleine, fast unscheinbare WhatsApp-Nachricht, die mich am 15. November erreicht. Nach dem Motto „Huhu, jemand zuhause?“ schneit am Mittag eine Anfrage zu einem besonderen Projekt herein. Ich warte ein paar Minuten bevor ich antworte, muss erst einmal tief Luft holen. Die Zeitungsreporterin Rebecca Lek fragt, ob ich Zeit und Lust auf ein Kalendershooting habe. Klar, habe ich. Der Haken daran: bereits elf Tage später soll das Ganze fix und fertig für den Druck sein. Eine sportliche Aufgabe denke ich mir, aber warum nicht? Immerhin habe ich in den vergangenen 20 Jahren als Pressefotograf gelernt, auch unter sehr speziellen Bedingungen immer ein vorzeigbares Ergebnis zu erzielen. Und Herausforderungen nehme ich natürlich gerne an. Zwölf Gastronomen unter einen Hut zu bekommen scheint mir im Anforderungsprofil des Projektes am einfachsten zu lösen. Vorgesehen ist allerdings nur ein Shootingtag. Schlimmer jedoch finde ich, dass Gaststätten, Kneipen, Restaurants und Hotels im Lockdown keine Gäste bewirten dürfen, die Gasträume sind geschlossen. Und ein sexy Foto vom Außerhausverkauf ist jetzt auch nicht gerade der Brüller. Lange Zeit zu überlegen habe ich sowieso nicht und sage zu. Als Kreativer freue ich mich natürlich riesig über die Aufgabe. Schließlich hat mir die Coronapandemie mein Auftragsbuch fast komplett ausradiert. Wenig später spreche ich mit dem Initiator der ganzen Aktion, Benedikt Großfeld (Gleis 64). Mit dem Projekt möchte er ein Zeichen für die durch die Pandemie stark in Mitleidenschaft gezogene Gastronomie setzen und diese auch ein bisschen unterstützen. Eine Woche nach der Anfrage geht es dann los. Erster Aufschlag im Wohnzimmer, der Alten Frieda. Das Team ist bereit zum Gruppenfoto – maskiert natürlich. Der erste Schweißausbruch des Tages. Nicht gerade repräsentativ für einen Kalender. Doch was können wir jetzt tun? „Bude lüften und die einzelnen Positionen bestimmen“, sage ich. Und dann muss es schnell gehen. Mit etwas Abstand zum Foto aufstellen, eins – zwei -drei – Maske runter, Foto, Maske wieder auf. Puh, dass hat geklappt. Tags zuvor war ich bereits bei den Allendorfs, um ein bisschen den Druck herauszunehmen. Michaela und Carsten erwarten mich schon gut gelaunt. Allerdings macht es uns der trübe Novemberhimmel nicht gerade einfach. Denn wir wollen draußen fotografieren. „Oh, die Bäume sehen aber jetzt nicht so gut aus und die Blumen kannten auch schon mal bessere Zeiten“, bemerkt Michaela. „Dann pflanze ich euch eben schnell ein paar neue Bäume und schicke Blümchen bekommt ihr auch noch“, sage ich schmunzelnd. Mit einem Blitz simuliere ich die untergehende Sonne, den Rest bastel ich dann später in Photoshop zusammen. Matthias und Bianca Jäger vom Kolpinghaus, Falk Roerkohl vom alten Gasthaus Wiese und Francesco Galea vom Ristorante L'Antica hatten im Vorfeld signalisiert, dass auch Essen fotografiert werden soll. Den Zeitplan müssen wir also strikt einhalten, denn Gerichte müssen direkt nach der Zubereitung fotografiert werden. Auch das klappt super. Am Ende des Tage bin ich aber schon ziemlich platt, reiße mich aber zusammen und lege noch eine Nachtschicht ein. Am Montagmorgen kann ich dann Bendikt die Bilder digital übergeben. Das Titelfoto schießen wir dann gemeinsam mit dem Bürgermeister Peter Horstmann eingen der Sponsoren am darauffolgenden Donnerstag auf dem Marktplatz. Am kommenden Wochenende ist der Kalender dann voraussichtlich erhältlich.