11. Juli 2020 / Allgemein

Das könnte ein Rekord sein

Zusammen 140 Jahre Sassenberger Schützenfest

Das könnte ein Rekord sein

Zusammen 140 Jahre Sassenberger Schützenfest

Können Sie sich noch erinnern, was Sie vor 70 Jahren gemacht haben? Nicht? Ist das zu lange her? Oder waren Sie da noch gar nicht geboren?

Heinrich Krampe und Paul Rössmann erinnern sich noch gut an das Jahr 1950. Beide hatten den Krieg hinter sich, Rössmann als Soldat und danach als Kriegsgefangener in Sibirien. Krampe ist sechs Jahre jünger. Ihn hatte der Krieg insoweit verschont, als dass er nach dem Ende der Schule 1944 nicht eingezogen wurde, sondern zum Bauern gehen konnte. Danach ergriff er den Beruf des Webers. Rössmann stand 50 Jahre als Werkzeugbauer in den Diensten der Firma Claas.

Sie ahnen schon, beide sind nicht mehr ganz jung. Heinrich Krampe zählt stolze 90 Lenze, Paul Rössmann blickt bereits auf 96 Lebensjahre zurück. Und auf 70 Jahre Mitgliedschaft im Bürgerschützenverein Sassenberg. Und nicht nur das. Während Heinrich Krampe sich erinnert, nur ein Mal, wegen eines Todesfalls nicht beim Schützenfest dabei gewesen zu sein, weiß Paul Rössmann, dass er immer dabei war. 70 Mal Sassenberger Schützenfest, sicherlich rekordverdächtig. Zählt man für Heinrich Krampe das Jahr 1939 mit, wo er als Steppke ebenfalls mitgegangen ist, kommt auch er auf diese Rekordzahl.

Dabei standen beide nahezu immer in der Reihe der einfachen Schützen. König waren sie nie, Krampe war einmal auf dem Thron und da gab es „jeden Monat fast jedes Wochenende ein Fest“, lacht er.  Das Zepter habe er 1958 geschossen, erinnert er sich. Ich nicht, sagt Paul Rössmann leise. Pöstchen und Positionen waren beiden nicht wichtig. Auch der Eintritt in den Schützenverein hatte keinen besonderen Hintergrund. „Das war selbstverständlich“, sagt Paul Rössmann und Heinrich Krampe sieht es ebenso.

Nun war 1950 auch ein besonderes Jahr. Im Jahr zuvor hatte man erstmals nach den langen Jahren kriegsbedingten Ausfalls wieder ein Schützenfest feiern können, bei dem noch mit Armbrüsten geschossen wurde. Erst 1950 erlaubten die Alliierten wieder die Benutzung von scharfen Waffen.  Im selben Jahr fand das Fest erstmalig auf dem seither gültigen Termin „2. Wochenende im Juli“ statt.

Auch wenn sie bei so vielen Schützenfesten dabei waren, ihre Frauen lernten sie woanders kennen: Heinrich Krampe fand beim Karneval in Warendorf sein Glück, Paul Rössmann ehelichte die Tochter eines Schuhmachermeisters, zu dem er regelmäßig Schuhe brachte. Beide durften sich – wenn auch von Todesfällen überschattet – über Kinder und Enkel freuen.

Für ihre außerordentlich langjährige Treue zum Bürgerschützenverein Sassenberg erhielten beide Mitglieder jetzt eine Auszeichnung. Coronabedingt fand die Ehrung nicht beim Seniorenkaffeetrinken im Festzelt, sondern in ganz kleiner Runde im Café Arenhövel statt. Dort konnten sie bei Schnittchen, Kuchen und Kaffee auf  die lange Zeit und ein paar Anekdoten zurückblicken. So kann sich Heinrich Krampe gut an das Jahr 1954 erinnern. Denn da habe es so fürchterlich geregnet, dass die Gesellschaft lange in einer Scheune Unterschlupf suchte. „Und dann gingen die Frauen mit ihren Stöckeln durch die Muttke“, erzählt er lachend. Ein anderes Mal sei es so fürchterlich heiß gewesen, dass ein Großteil der Schützen ohne Jacken erschienen sei.

Dass es 2020 zum ersten Mal nach dem Zweiten Weltkrieg kein Schützenfest gibt, verstehen beide. Aber im kommenden Jahr wollen sie, so Gott will, auch wieder dabei sein.

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