Die Bilder meines Großvaters
Enkel besucht Großvaters Bilder in der Ebbers-Galerie
Die Wege, die Informationen dank des Internets nehmen, sind manchmal nicht gleich zu erkennen. So war es auch bei den Kontakten, die auf Berichte zur Mundinger-Ausstellung in den Medien entstanden.
War es zuerst der Gröblinger Dr. Schulze Relau, der gleich nach Veröffentlichung des Berichtes in die Ebbers-Galerie kam und zwei weitere Bilder zur Ausstellung mitbrachte, besuchte die Ausstellung am Tag danach Frau Dr. Elkeles aus Telgte , die sich als Vorsitzende des Vereins „Erinnerung und Mahnung“ mit den Mundingers im Rahmen ihrer Forschungen zu den Telgter Juden beschäftigt. Kurz darauf meldete sich der Mundinger-Enkel Dieter Baumhoff aus Köln im Modehaus Ebbers. Über „verschlungene Wege“ in Hessen und im Rheinland hatte er die Informationen zur Warendorfer Ausstellung bekommen.
Dieter Baumhoff kam nach Warendorf und berichtete, dass er die ersten Jahre seines Lebens im Hause der Großeltern in Telgte-Jägerhaus erlebte.
„Mein Opa stand vor der Leinwand, auf die mit einem Diaprojektor das Bild „geworfen“ wurde; er zeichnete es schnell mit seinen Wasserfarben nach - und fertig war das Bild,“ erzählte Dieter Baumhoff.
Er berichtet von den Aufzeichnungen seiner Mutter, die er in Buchform unter dem Titel „Ajor, die Halbjüdin“ herausgegeben hat, von seinem eigenen Leben, das ihn durch die Welt führte und sein, im Alter gewachsenes, Interesse an seinem Großvater Friedrich Wilhelm, der von 1893 bis 1965 lebte. „Bei meinen Recherchen werde ich immer wieder mit der NS-Zeit konfrontiert; mein Opa hatte Mal- und Berufsverbot, weil meine Großmutter jüdisch war und mit meiner Mutter und meiner Tante als Halbjüdinnen im Arbeitslager interniert wurde. Es ist wichtig darüber zu berichten, denn die Zeitzeugen sterben aus“, betonte Dieter Baumhoff.
Auf Einladung von Rudolf Berger war auch Frau Dr. Elkeles an diesem Vormittag mit im Gespräch. Da gab es manch bisher Unbekanntes zu berichten: erlebte Geschichten vom Enkel, von der Forscherin Gefundenes aus den Archiven.
Ungewiss ist, was mit dem Nachlass –Bildern geschieht. Baumhoff hat von einem Galeristen erfahren, dass mehr als hundert in einem Archiv in Offenburg, der Heimatstadt Mundingers liegen,. „Zu schade, dass sie da verstauben“, – er würde sie gerne der Öffentlichkeit zuführen. „Wer weiß, welche Wege sich auftun…“
Dann zieht Baumhoff ein paar Fotografien aus der Tasche – und alle sind perplex: Das ist ein ganz anderer Mundinger als der, den man in der Ausstellung sieht. In kräftigen Farben, expressionistisch, voller positiver Lebensfreude sind diese Bilder, die nach dem Krieg entstanden sind. Auch hier sind es überwiegend Bilder in Aquarell-Technik.
Auch wenn beide, Frau Dr. Elkeles und Dieter Baumhoff, von anderen Positionen aus das Lebenswerk Friedrich Wilhelm Mundingers angehen: es war eine interessanter Gedankenaustausch in der Ebbers-Galerie. Der soll weitergehen, sie wollen sich gegenseitig berichten was ihre Nachforschungen ergeben.