„Ich kann es kaum glauben, dass wir jetzt auf den Tag genau 21 Jahre zusammen bei Ebbers miteinander arbeiten, ab morgen gearbeitet haben“, begann Rudolf Berger seinen Dank an Nelly Spenst, die jetzt in den Ruhestand geht. „Diese lange Zeit war damals, am 2. Mai 1998 nicht abzusehen.“
Nicht zu zählen seien die Hosenbeine und Kleidersäume, die sie in dieser Zeit gekürzt, die Knöpfe die sie angenäht, die Make-Up-Flecken, die sie weggeputzt hat.
Die Aufgaben in der Änderungsschneiderei haben sich stark verändert. „In den 1950er Jahren hatten wir bei Ebbers im Damenkonfektionsgeschäft an der Klosterstraße mehr Schneiderinnen beschäftigt als Verkäuferinnen.“ Damals gab es nicht nur Ärmel und Beine zu kürzen, sondern auch Korrekturen wie Rücken heben, Taille verlegen, Fliegen sticken, Bündchen enger oder weiter machen, Schulterheben, Wattieren, Armausschnitte verändern, Knöpfe austauschen ...
Viele dieser Tätigkeiten sind heute nicht mehr gefragt. Das „Schneiderkostüm“ von damals ist abgelöst durch einen legeren Modestil und die Vielfalt der Größenschnitte und Hosenbeinlängen.
Kleidung besteht nicht nur aus den klassischen Materialien wie Wolle, Baumwolle und Seide, sondern aus vielen unterschiedlichen Synthetics. Die Eigenschaften der unterschiedlichen Materialien kennt Frau Spenst: „Jeder Stoff erwartet eine andere Garnspannung, die Bügeltemperatur muss angepasst sein, die Farbe des Nähfadens beachtet werden. Da muss ich manches Mal etwas zaubern.“
Frau Spenst war nicht nur für die Kunden und Kundinnen und deren Bekleidungskorrekturen zuständig. Auch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter kontaktierten sie gerne, wenn sie einen Rat in Sachen Nähen oder Fleckbeseitigen benötigten. Christoph Berger, der Inhaber des Modehauses Ebbers, betont: „Wir alle, das ganze ebbers-Modeteam, sagen herzlichen Dank für die gute Zusammenarbeit. Wir alle werden Sie, liebe Frau Spenst, sehr vermissen.“
„Mit schönen Stoffen zu arbeiten bereitet mir immer Freude“, sagt Nelly Spenst. „Es war eine schöne und ereignisreiche Zeit bei Ebbers. Gerne würde ich weiter mit den netten Kolleginnen zusammenarbeiten. Aber meine Enkel warten auf mich. Jetzt haben die Vorrang.“