19. Juni 2018 / Allgemein

Pack die Sonne in den Tank

ch-Tankstelle im Gewerbegebiet Ost

Wer vor 1975 geboren wurde, kann sich noch an den Slogan erinnern: Eine Tankstellenkette warb für ihren (angeblich enorm leistungsfähigen) Sprit mit einem Tiger-Maskottchen und „Pack den Tiger in den Tank“. Inhaltlich ein völliger Blödsinn, werbetechnisch ein voller Erfolg.

Inhaltlich wesentlich sinniger – und werbetechnisch hoffentlich auch – ist der Gedanke, die Sonne in den Tank zu packen. Genau das ist seit heute bei der im Dezember 2017 neu eröffneten ch-Tankstelle im Gewerbegebiet Ost, dort wo ehemals das Voodoo stand, möglich. Mit drei Premieren:
Zum einen ist es die erste unabhängige Elektro-Tanksäule im Kreis Warendorf, also unabhängig von jeglicher vertraglicher Bindung an Ladestrom-Anbieter.
Zum zweiten die erste im Kreis mit DC Schnellladetechnik außerhalb von Autobahn.
Zum dritten kann hier, erstmalig in ganz Deutschland, der „getankte“ Strom per EC-Karte direkt an der Tanksäule bezahlt werden, unabhängig von anbietereigenen Bezahlsystemen. Und da das ganze rund um die Uhr und an allen Tagen der Woche funktioniert, ist man an der ch-Tankstelle auch unabhängig von Geschäftszeiten.

„Natürlich können die Kunden auch während der Öffnungszeiten ganz normal mit allen Karten oder bar an der Kasse bezahlen“, erläutert Dennis Heitmann, der die Ladesäule mit ihren drei Ladepunkten eher als Service betrachtet. Denn mit den Preisen von 0,37€ pro kWh, zuzüglich 0,05€ pro Minute Ladezeit plus 0,35€ EC-Gebühr, liegt der Gesamtpreis für den Elektrosprit am unteren Rand der bundesdeutschen Preisskala, ganz gleich mit welchem Anschluss man tankt. Alle in Deutschland zugelassenen Elektro-PKW können hier versorgt werden, maximal zwei gleichzeitig. Als Anschlüsse stehen „Typ 2 Normal/Standard 22kW“, „CCS 50kW“ und „CHAdeMO 50kW“ zur Verfügung.

Rund 41.000€ hat Heitmann in die Säule mitsamt der notwendigen Infrastruktur investiert, noch einmal 12.000 hat die Photovoltaikanlage auf dem Dach gekostet, die dafür sorgt, dass hier tatsächlich die Sonne in den Tank gepackt wir. Natürlich auch bei schlechtem Wetter. Überschüsse aus der PV-Anlage werden in das öffentliche Stromnetz eingespeist, so dass sie bei schlechtem Wetter wieder entnommen werden können.

Die Kunden stehen bereits Tankrüssel bei Fuß. Der erste war Jürgen de Vries von „Die kuuhle Fahrschule“, der die bisherige Versorgungssituation in Warendorf „eine totale Wüste“ nennt. Speziell die total komplizierte Regelung am Kreishaus – nur für Besucher, nur während der Öffnungszeiten – wirke eher abschreckend. Andreas Henrichmann, Verkaufsleiter im Autohaus Siemon, wo kostenfreie Normalladesäulen bereitstehen, kann dem die Vorteile der E-Autos entgegenhalten, die sich auch preislich gut darstellen. Beim heute mitgebrachten Golf liege die E-Variante nur 8.000€ über dem vergleichbar ausgestatteten Benziner. Mit 2.000€ staatlicher Prämie plus 2.380€ VW-Prämie beginne sich der Umweltvorteil, auch in Anbetracht der Steuern, aber schon bald zu rechnen. Hassan Taflan stellt seinen Kunden 9 Hybridfahrzeuge als Ersatzwagen zur Verfügung und hat bislang nur gute Resonanz erhalten.

Dabei könnte die Elektromobilität mit Initiativen wie von der ch-Tankstelle viel weiter vorangebracht werden. Die Niederlande haben bereits rund vier Mal so viele E-Tanksäulen wie die BRD. Möglich dass das von der GLS-Bank entwickelte unkomplizierte und barrierefreie Giro-E Bezahlsystem einen weiteren Schub geben kann. Denn das System, das bald auch mit allen gängigen Kreditkarten arbeiten soll, kann an bereits bestehenden Säulen nachgerüstet werden.

Bleibt als Hemmnis allenfalls noch der Zeitfaktor, denn auch an Schnellladesäulen dauert es gut eine halbe Stunde, um ausreichend Sonne in den Tank zu packen.

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