Böse Zungen behaupten ja, dass außer Grün und Weiß bei den Schützen die Farbe Blau eine besondere Rolle spielt – in Sassenberg haben sie absolut recht. Seit Montag, 15. Juli 2019, hat diese Farbe an Dominanz gewonnen, steht sogar in vorderster Reihe auf dem Thron und wird auch nicht mit 0,1 Promille pro Stunde verblassen, sondern ein ganzes Jahr lang (vor)herrschen. Denn die Uniform von Thomas II. Stratmann ist blau – er stammt aus den Reihen des Spielmannszuges.
Zu neunt ließen sie die Flinte beim Späneschießen heißlaufen. Unter Ihnen zwei mögliche Kaiser und eine Frau. Doch weder die Ex-Könige Hermann Renkert und Werner Storck, noch Irmi Reuschel – die gemeinsam mit Ehemann Frank und die Königswürde kämpfte – schafften es, die Reste des ehemals stolzen Vogels von der Stange zu holen. Auch Paul Lackamp, Klaus Ostkamp, André Griestop und Michael Dunker mühten sich vergeblich. Thomas Stratmann, der noch tags zuvor über seinen ersten Versuch den Vogel zu schießen gesagt hatte „Ist mir ja eigentlich unangenehm, aber ich hab immer Glück mit so was“, sollte recht behalten. „13:31 Uhr, 415. Schuss“, wird die Statistik für alle Zeit bei seinem Namen verzeichnen, der beim 180. Fest der Vereinsgeschichte als König eingetragen wird.
Unter „Königin“ steht dort der Name seiner Ehefrau Irmgard. Den Thron bilden Alfons und Mechthild Tarner, Rudolf und Monika Dörrich, Frank und Marion Schöne, Guido und Marion Fischer, Heinz und Jutta Arenhövel, Florian und Verena Weil, Karsten und Kristina Löppenberg, Arne und Tanja Laser, Christian und Claudia Bruns, Carsten und Andrea Plautz sowie Christoph und Judith Fartmann.
Das Fest selber trug statt Grün, Weiß und Blau eher die Farbe Grau, was aber der Stimmung keinen Abbruch tat, denn der Himmel blieb, bis auf winzigste Tröpfchen, dicht. So blieben die zahlreichen Open-Air Höhepunkte des Festes, darunter die Umzüge und der Große Zapfenstreich, ein publikumswirksamer Genuss, den die Menschen gerne wahrnahmen. Einmal mehr wurde deutlich, wie groß die Sassenberger Gemeinschaft ist, die sich eben nicht nur aus Schützen rekrutiert, sondern ein breites Publikum anspricht. Den Zusammenhalt in der Gesellschaft sprach auch Pfarrer Andreas Rösner in seiner Rede bei der Kranzniederlegung an: „Zunehmend links- und rechtsextremistische Tendenzen zu Gewalt und antisemitische Gewalttaten dürfen uns nicht gleichgültig sein.“ Und weiter: „Ohne Menschlichkeit wird es keinen Frieden geben.“
Friedlich verlief auch das gesamte Schützenfest. „Keine besonderen Vorkommnisse“, wie es so schön heißt. Stattdessen Partystimmung am Freitag, Feierlaune am Samstag, viel Spaß für Kinder am Sonntag und ein spannender Montag, der am Ende nicht nur auf der Bühne des Pavillons, sondern auch am Himmel mit vielen blauen Farbtupfern aufwartete.