GUTE QUALITÄT DARF NICHT BESTRAFT WERDEN
Diskussionsrunde im Josephs-Hospital zu Krankenhausfinanzierung und Behandlungsqualität
Ein kleines Jubiläum gab es am vergangenen Mittwoch im Warendorfer Josephs-Hospital: Reinhold Sendker, Bundestagsabgeordneter der CDU, traf sich im fünften Jahr in Folge mit den Vertretern der Krankenhäuser im Kreis. Der Abgeordnete hatte hohen Besuch mitgebracht: Ingrid Fischbach, parlamentarische Staatssekretärin beim Bundesminister für Gesundheit und vor kurzem zur Patientenbeauftragten und Bevollmächtigten für Pflege benannt, war gemeinsam mit ihm aus Berlin angereist und zum zweiten Mal zu Gast in der Diskussionsrunde. Diese Gespräche vor Ort mit Praktikern und Experten seien ihr sehr wichtig, denn, so die Politikerin mit Blick auf die Gesetzgebung: „Gut gedacht heißt noch lange nicht gut gemacht“.
Der Austausch zwischen Politik und Praktikern aus der Krankenhausversorgung wurde teilweise auch kontrovers geführt. Insbesondere die Regelungen zur Vergütung von Mehrleistungen über dem mit den Krankenkassen verhandelten „Budget“ verärgern die Vertreter der Krankenhäuser. JHW-Vorstandsvorsitzender Peter Goerdeler: „Auch Patienten stimmen mit den Füßen ab, wer gute Qualität erbringt, kann mit steigenden Fallzahlen rechnen. Wenn von diesen zusätzlichen Fällen die Krankenkassen aber Rabatte und Abschläge abziehen dürfen, können wir nicht von einer leistungsgerechten Vergütung sprechen.“ Das Josephs-Hospital habe aufgrund dieser Bestimmungen im vergangenen Jahr einen Betrag von rund einer Million Euro verloren. Ingrid Fischbach widersprach dieser Einschätzung. Die Vergütung von Mehrleistungen einzelner Krankenhäuser und das mögliche bewusste Ausweiten von Leistungen dürfe nicht zulasten aller Häuser gehen, auch gäbe es Ausgleiche wie den Qualitätszuschlag.
Einigkeit bestand bei den Themen Investitionskostenfinanzierung und Notfallversorgung. Ingrid Fischbach und Reinhold Sendker betonten die Bedeutung der Patientenversorgung im Kreis und die Aufrechterhaltung einer flächendeckenden Notfallversorgung. Kooperationen zwischen ambulanten und stationären Sektor seien zu fördern und würden dazu beitragen, die Versorgung auch im ländlichen Raum langfristig zu sichern. Die Finanzierungsverpflichtung der Länder im Rahmen der sogenannten dualen Finanzierung sei ebenfalls im Fokus von Bundes- und Landespolitik, mit Gesundheitsminister Karl Josef Laumann und dem Unionsprogramm sei zu erwarten, dass seitens des Landes NRW deutlich mehr investiert werde.
Dialog zur Verbesserung der Patientenversorgung: (vorne v. links): Rita Tönjann, Geschäftsführerin St. Josef-Stift Sendenhorst, Peter Goerdeler, Vorstandsvorsitzender Josephs-Hospital Warendorf, Ingrid Fischbach, Parlamentarische Staatsekretärin beim Bundesminister für Gesundheit, Reinhold Sendker, Abgeordneter für die CDU im Bundestag und (hinten v. links): Vanessa Gürkan, Verwaltungsdirektorin St. Elisabeth-Hospital Beckum, Winfried Mertens, Verwaltungsdirektor St. Franziskus-Hospital Ahlen, Heinz Wesseler, Kaufmännischer Leiter Marienhospital Oelde