Pendlern den Umstieg aufs Rad erleichtern
Wirtschaft und ADFC diskutierten in der IHK
Münster/Münsterland. – Pendler, die Tag für Tag mit dem Auto zur Arbeit nach Münster fahren, kennen dieses Problem: Überlastete Einfallstraßen führen zu kilometerlangen Staus und erheblichen Verzögerungen im Berufsverkehr. Die Industrie- und Handelskammer (IHK) Nord Westfalen und der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC) suchten auf der Veranstaltung „Mit dem Rad zur Arbeit – so kann es gelingen!“ nach Lösungswegen aus der Misere.
Derzeit werden in Münster von den insgesamt rund 1,4 Millionen täglichen Wegen rund 400.000 mit dem Fahrrad zurückgelegt. Blickt man auf die beruflichen Einpendler, so nutzen diese zu 80 Prozent das eigene Auto. „Für sie müssen Angebote als Alternative zum Auto geschaffen werden. Das Fahrrad stellt hierbei einen von mehreren Bausteinen dar. Wir unterstützen diesen Ansatz sehr, gleiches gilt insbesondere auch für den Ausbau des öffentlichen Verkehrs“, erklärte Joachim Brendel, IHK-Geschäftsbereichsleiter für Industrie und Verkehr, vor den gut 70 Teilnehmern in der IHK in Münster. Damit verbunden sieht Brendel ein weiteres Problem: „Für die Unternehmen in Münster entsteht ein erhebliches Problem, wenn Fachkräfte aus der Stadt zu Arbeitgebern im Umland oder auch in andere Regionen abwandern, weil sie immer mehr Zeit brauchen, um ihren Arbeitsplatz in Münster zu erreichen.“
Einen wichtigen Beitrag für den Umstieg aufs Rad soll das Veloroutenkonzept für Münster und die Umlandkommunen leisten. Michael Milde, Abteilungsleiter Verkehrsplanung der Stadt Münster, berichtete von dem derzeitigen Planungsstand der Routen. Neben der Veloroute nach Telgte, die als Pilotprojekt in den Planungen bereits weit vorangeschritten ist und 2020 eröffnet werden soll, werden nun auch die Strecken nach Senden und Greven vorrangig angegangen. „Wir schaffen damit ein besseres Angebot, insbesondere für Pendler, die Entfernungen von bis zu 15 Kilometer zur Arbeit bewältigen müssen.“
Ludger Koopmann, stellvertretender ADFC-Bundesvorsitzender, führte aus, dass sich in Münster zwar schon viel für den Radverkehr getan habe, die beschlossenen Maßnahmen jedoch noch nicht ausreichten. Kreative Ideen pro Fahrrad, Bus und Bahn würden noch viel zu schleppend umgesetzt. Koopmann: „Auch Münster muss die Radinfrastruktur verbessern. Wir wissen aus Erfahrung: Angebot schafft Nachfrage.“
Kirsten Kuns von der Westfalen AG zeigte darüber hinaus, welchen Beitrag die Unternehmen der Stadt leisten können, um ihre Arbeitnehmer von der Straße zu bekommen. Neben einem Jobticket bietet die Westfalen AG ihren Mitarbeitern und deren Partnern auch das steuervergünstigte Leasing von Dienstfahrrädern an. Viele dieser Räder sind bereits Pedelecs. Die Möglichkeit des mobilen Arbeitens und die Einrichtung von Fahrgemeinschaften runden das Angebot ab. Kuns sieht darin nicht nur einen wichtigen Beitrag zur Fachkräftesicherung, sondern auch einen zentralen Baustein im betrieblichen Gesundheitsmanagement.
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Diskutierten über die Verbesserung des Radverkehrs: (v. l.) Ludger Koopmann, Kirsten Kuns, Dr. André Wolf, Joachim Brendel und Michael Milde.