17. Juni 2018 / Allgemein

Zwischen Hui und Pfui

Feuerwehrfest im Warendorfer Norden

Zwischen Hui und Pfui

Damit hatten die Warendorfer Feuerwehrleute bei ihrer Einladung zu einem Tag der offenen Tür nicht gerechnet: Schon vor dem eigentlichen Beginn kamen Besucher zum „Standort Nord“ um sich hier über die Arbeit der Freiwilligen Feuerwehr zu informieren. Und der Besucherstrom riss bis zum späten Nachmittag nicht ab.

Die Wehrleute hatten bewusst zum Standort Nord (am Brinkhausgelände, gegenüber vom HOT) eingeladen, da dieser Standort großen Teilen der Bevölkerung gar nicht bekannt ist. Auslöser für die Veranstaltung waren gleich mehrere Gründe. Der letzte Tag dieser Art lag schon eine lange Zeit zurück, zudem hatten die neueren Fahrzeuge noch gar keinen kirchlichen Segen bekommen. Gottes Schutz und Segen stehe zwar, wie der stellv. Wehrführer Olaf Schröder in seiner Rede formulierte, auf keiner Beladeliste, solle aber immer in ausreichender Menge mitgeführt werden.

Diesen Segen spendeten spendeten die Feuerwehrseelsorger Dr. Eckhardt Hirsch und Diakon Martin Kofoth, nicht ohne zuvor auf die Bedeutung der Feuerwehr hinzuweisen. „Stellen sie sich vor“, forderten sie die Zuhörer auf, „Sie rufen den Notruf und erhalten die Antwort, dass Sie außerhalb der Geschäftszeiten anrufen und gerne eine Nachricht auf dem Anrufbeantworter hinterlassen können“. Diese unvorstellbare Situation rief bei den anwesenden Wehrleuten sowie den zu den Segnungsfeierlichkeiten geladenen Gästen Gelächter hervor, so undenkbar wäre das. Denn die über 400 Ehrenamtlichen rücken zu jeder Tages- und Nachtzeit aus, allein bereits 292 Mal im Warendorfer Stadtgebiet, Stand heute. Genaugenommen 293 Mal, denn auch während des Tags der offenen Tür eilte eins der Fahrzeuge mit Blaulicht zu einem Einsatz. Hautnah erlebten die Besucher mit, wie schnell die Wehrleute starten, um anderen zu Hilfe zu kommen. Und der nicht abreißende Besucherstrom konnte noch viel mehr erleben: Beispielhaft wurde demonstriert, wie es zu einer höchst gefährlichen Fettexplosion kommen kann. Auch die Anwendung einer Löschdecke an einer brennenden Person wurde anhand einer Puppe gezeigt. Es konnte mit Trainingsfeuerlöschern geübt werden, die Jugendfeuerwehr erläuterte ihre Arbeit und die Fahrzeuge standen offen. Überall Kameradinnen und Kameraden die gerne jede Frage beantworteten.

Auch die Räume des Standort Nord standen offen und viele Besucher reagierten angesichts der historisch anmutenden Schlichtheit verwundert. Kaum Platz und eine Optik wie aus den Fünfziger Jahren. Warendorf Nord ist keine Feuerwache. Reinkommen, umziehen (hinter den Fahrzeugen), rein in die Autos und los, so läuft es im Einsatzfall. Kurzformel: primitiv! Gegenüber den modernen Gerätehäusern wie man sie in Hoetmar und Einen kennt, aber auch gegenüber dem Gerätehaus am Holzbach, eignet sich der Standort perfekt als Location für einen Film aus DDR-Zeiten. Und wer beim Anblick des Kabuffs für den „Wachleiter“, so die Überschrift, davon noch nicht überzeugt war, musste nur einen Blick in den Toilettenraum werfen, um endgültig zu bezweifeln, dass den Warendorfern ihre Feuerwehr wirklich wichtig ist. Und auch wenn die Presse vergleichsweise neutral berichten soll, muss es gesagt werden: Was den Wehrleuten hier seit rund 15 Jahren (!) als Provisorium zugemutet wird, ist kein Ruhmesblatt für eine sonst so sehr auf positive Außenwirkung bedachte Stadt.

Dabei ist der Standort wegen seiner Lage ideal, weil er für viele der Freiwilligen Wehrleute bestens zu erreichen ist. Gleich mehrere wohnen bzw. arbeiten in unmittelbarer Nähe und können schnellstens ausrücken. Bei Einsätzen in der Altstadt oder im Norden verkürzt dies die Zeit bis zum Eintreffen enorm. Doch reicht der politische Wille nicht, genau hier ein neues Gerätehaus zu errichten, obwohl es aus Sicht der Feuerwehr keinen idealeren Standort gibt!

Dass es trotz der der offensichtlichen Probleme ein toller Tag für die Besucher wurde, liegt am großen Engagement der Wehrleute, ihrer Partnerinnen und Partner. Denn neben Information war auch für das leibliche Wohl bestens und schmackhaft gesorgt, so dass der Tag der offenen Tür den Besuchern gleich aus mehreren Gründen im Gedächtnis bleiben wird.

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