Ohne Gastronomie verliert Warendorf an Lebensqualität
Beispielhafte Aktion verdeutlicht Insolvenzgefahren
Warendorf. Der Tisch ist gedeckt, aber keiner nimmt Platz. Mit einer bemerkenswerten Aktion machen Warendorfs Gastronomen, darunter Haus Allendorf, Kolpinghaus, Hotel Im Engel, Alte Frieda, Altes Gasthaus Wiese, Café Extrablatt, Porten-Leve, Bar One, Saray, auf ihre prekäre Lage am Freitag aufmerksam. Aufgerufen zu der bundesweiten Aktion hat der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband e. V. „Dehoga“. Ein erschreckendes Bild bietet sich den Passanten, die über den historischen Marktplatz – natürlich mit Abstand zueinander - schlendern: Leere Stühle sind in Warendorfs guter Stube aufgebaut, ein liebevoll gedeckter Tisch lässt erahnen, wie es jetzt sein könnte. Es fehlen jedoch die Gäste. Wie lange der „Shut Down“ für die Gasthäuser und Kneipen dauern wird, ist zum jetzigen Zeitpunkt nicht absehbar. „Wenn das so weiter geht, dann wird spätestens im Juni die große Entlassungswelle kommen“, prognostiziert Falk Roerkohl vom Gasthaus Wiese. Mit seiner Einschätzung steht der Gastwirt nicht alleine da. „Vom Familienbetrieb bis zu Großbetrieben sind in Deutschland mehr als 200 000 Betriebe und damit über zwei Millionen Beschäftigte betroffen“, erläutert Gerhard Leve (Hote. Im Engel, Engelchen). Leve betrachtet die Marktplatzaktion – die seitens der Stadt Warendorf schnell und unbürokratisch genehmigt worden sei - nicht als Demonstration, sondern vielmehr als Appell an die Regierung, die gastronomischen Betriebe in Deutschland nicht zu vergessen. Bis Mitte März hätten noch rund 50 Prozent der zu erwartenden Umsätze realisiert werden können, aktuell seien es rund zehn Prozent. „Wir haben ein riesiges Problem“, sagt Leve. „In unserer Berufssparte gibt es viele kleine Gehälter“, verweist der Hotelier auf die in Existenznöte geratenen Beschäftigten. Eine Mehrwertsteuersenkung nütze zum jetzigen Zeitpunkt, da keine Umsätze laufen, ebensowenig, wie zinslose Darlehen. Die Gastronomiebranche benötige dringend Zuschüsse, die nicht zurückgezahlt werden müssten. Ebenso müsse es Planungssicherheit für die Gastronomie geben und Betriebsunterbrechungsversicherungen müssten sich jetzt ihrer Aufgabe stellen.
Als einziger Politikvertreter meldet sich der FDP-Landtagsabgeordnete Markus Diekhoff zu Wort. „Es hilft kein Rettungspaket, solange es keine Exitstrategie gibt. Wir brauchen eine Perspektive für eine vergessene Branche“, will Diekhoff eine Diskussion um Logikfehler anregen.