Wenn Tiger sich wie alte Säcke fühlen
Nein, was haben sie sich gequält. Schwimmen, Radfahren, Laufen. Aus unterschiedlichen persönlichen Gründen, unterschiedlich lange Strecken, in unterschiedlichen Zeiten. Allen waren zwei Dinge gemeinsam: 1.) Es geht nicht gegen die Uhr oder die Konkurrenten, sondern gegen den inneren Schweinehund. 2.) Am Ziel waren alle für ein paar Sekunden erst mal sichtlich kaputt.
Kein Wunder. Waren beim 30. Sassenberger Triathlon doch Strecken zu überwinden, die für manchen Otto Mustermann oder -frau schon mit dem Auto „ziemlich weit“ genannt werden. Die Militär-Weltmeisterschaft ging über die Olympische Distanz, also 1,5km Schwimmen, 41km Radfahren und 10km Laufen; die in Sassenberg erstmalig angebotene Mitteldistanz über 1,9 km, 90km und 21,1km. Sesselpupser möchten erst gar nicht wissen, wie lang denn eine längere als „Mitteldistanz“-Strecke ist. Da kommt man ja bereits beim Zuschauen aus der Puste.
Entsprechend schweißtreibend waren die – wieder einmal bestens organisierten – Wettbewerbe denn auch. Zumal Petrus es mit den Wochenendausflüglern speziell am Sonntag gut meinte, und ihnen schönes Wetter mit sonnigen Abschnitten schickte. Schade nur, dass recht wenige Unbeteiligte den Weg zum Feldmarksee fanden und die angepeilte Zuschauerzahl gerissen wurde. Die Athletinnen und Athleten hätten mehr Anfeuerung verdient gehabt, ganz gleich ob Volksdistanz, Kurzdistanz, Grand-Prix oder NRW-Meisterschaft.
Ein großes Lob gilt den Organisatoren, die erneut für eine hervorragende Betreuung der Wettkämpfer gesorgt haben, denn bei einer derartigen Veranstaltung spielt sich auch vieles hinter den Kulissen ab. Doch in Sassenberg wäre man selbst auf besondere Notfälle stets bestens vorbereitet.
Neben dem Geschehen auf den Strecken bot das Publikum ebenfalls beste Abwechslung, denn so wie das Athletenfeld war auch hier die Besetzung international und bunt gemischt. Schwärmten die einen davon, dass der Sassenberger Lauf doch ein „netter kleiner Übungslauf“ für Chattanooga sei, wofür man jetzt die Starterlaubnis habe, zweifelten andere mit einem „Wo bleibt denn bloß die Soundso“ an ihren Favoriten. Favorit der Sprüche war allerdings die von einem Läufer nach dem Zieleinlauf mit keuchender Schnappatmung gegebene Replik auf die Anfeuerung: „Du bist unser Tiger“. Kaum in der Lage irgend etwas zu sagen, riss er sich zusammen und antwortete: „Euer Tiger? Ein alter Sack bin ich!“ Dabei hatte er gerade eine größere Distanz bewältigt, als die meisten modernen Elektroautos derzeit schaffen.
Alle Ergebnisse des 30. Sassenberger Triathlons sind zu finden unter http://sassenbergertriathlon.r.mikatiming.de/2017/