20. Juli 2022 / Aus aller Welt

Waldbrände in Südeuropa wüten weiter

Durch Europa zieht eine Hitzewelle, die an vielen Orten Temperaturen um die 40 Grad bringt. In vielen südlichen Ländern kämpfen Feuerwehrleute gegen Großbrände.

Feuerwehrfahrzeuge, die während eines Waldbrandes auf dem Mont d'Arrees außerhalb von Brasparts brennen.

An der südfranzösischen Atlantikküste kämpft die Feuerwehr bereits seit mehr als einer Woche gegen zwei große Waldbrände. Auch in der Nacht zum Mittwoch breiteten die Flammen sich weiter aus, allerdings lediglich um 300 Hektar, wie die für die Gironde zuständige Präfektur mitteilte.

Insgesamt verbrannten bei Landiras und Teste-de-Buch südlich von Bordeaux 20.600 Hektar Land. Das ist etwas weniger als die Fläche des Stadtgebiets von Stuttgart. Frankreichs Präsident Emmanuel Macron wird am Mittwoch vor Ort erwartet.

Unterdessen machen bei heftigen Winden und lokaler Trockenheit Feuer auch in anderen Landesteilen Frankreich zu schaffen. In der Bretagne verbrannten mehr als 1700 Hektar bei einem großen Waldbrand bei Brasparts. Hunderte Menschen wurden vor dem Feuer in Sicherheit gebracht.

Lage beim Feuer im Nordosten Athens etwas besser

Der Großbrand im Nordosten Athens ist zum Teil unter Kontrolle gebracht worden. Eine Entwarnung könne aber nicht gegeben werden. «Die Lage ist etwas besser», sagte der Sprecher der griechischen Feuerwehr, Ioannis Artopoios, im griechischen Nachrichtensender Skai. Die Einsatzkräfte versuchten nun, die zahlreichen Brandherde «einzukreisen», um sie dann vollständig zu löschen, fügte er hinzu. Nach wie vor sind zahlreiche Löschflugzeuge und Hubschrauber im Einsatz.

Der Brand war am Dienstagnachmittag aus unbekannten Gründen ausgebrochen. Wegen der starken Winde breiteten sich die Flammen rasch aus und drangen in bewohntes Gebiet ein. Zahlreiche Häuser wurden beschädigt. Drei Feuerwehrleute und neun Einwohner sind Berichten des staatlichen Rundfunks zufolge verletzt und mit Atemwegsbeschwerden in Krankenhäuser gebracht worden.

Waldbrände und Gluthitze halten Portugal in Atem

Im Urlaubsland Portugal sind die Waldbrände der vergangenen Wochen laut Regierung auch auf Unachtsamkeit und vorsätzliche Brandstiftung zurückzuführen. Mehr als 50 Menschen seien in diesem Jahr bis Mitte Juli unter dem Verdacht festgenommen worden, für Feuerausbrüche im Wald verantwortlich zu sein, erklärte Innenminister José Luis Carneiro. Nach den Erkenntnissen der Behörden hätten in Portugal nur 23 Prozent aller Brände rein natürliche Ursachen, sagte er. Bei 13 Prozent liegt laut Carneiro vorsätzliche Brandstiftung vor. Nach Angaben der Naturschutzbehörde ICNF vernichteten Brände dieses Jahr in Portugal in gut sechseinhalb Monaten bereits fast 60.000 Hektar - mehr als doppelt so viel wie im ganzen Vorjahr.

Hitze wird zur Normalität

Hitzewellen wie jetzt in Europa werden künftig in den Sommermonaten normal sein - davon ist die Weltwetterorganisation (WMO) in Genf überzeugt. «Solche Episoden werden immer häufiger, und der negative Trend wird noch bis mindestens 2060 anhalten, unabhängig vom Erfolg unserer Klimaschutzbemühungen», sagte WMO-Generalsekretär Petteri Taalas.

Es könne in Europa auch noch heißer werden. Die Regierungen müssten viel mehr für den Klimaschutz tun, sagte Taalas. «Ich hoffe, diese Ereignisse sind ein Weckruf für Regierungen, und dass sie in demokratischen Ländern Folgen bei den nächsten Wahlen haben.»

Großbritannien verzeichnet Rekordtemperatur

Dramatisch war die Lage am Dienstag wegen der Hitze sogar in Großbritannien. In London hatte die Feuerwehr mit heftigen Bränden zu kämpfen und rief eine Großschadenslage aus. In Coningsby in der ostenglischen Grafschaft Lincolnshire wurden am Nachmittag 40,3 Grad gemessen, wie der Wetterdienst Met Office nach vorläufigen Daten bekanntgab - ein britischer Rekord. Vor dieser Woche hatte er bei 38,7 Grad gelegen, die 2019 in Cambridge gemessen wurden.

Bei Löscharbeiten am heißesten Tag in der Geschichte Großbritanniens sind in London mindestens 16 Feuerwehrleute verletzt worden. Zwei Einsatzkräfte wurden vorübergehend in Kliniken behandelt, wie der stellvertretende Feuerwehrchef der britischen Hauptstadt, Jonathan Smith, dem Sender Times Radio sagte. Die Feuerwehr habe unter beispiellosen Bedingungen gearbeitet. Es habe mehr als 1000 Notrufe gegeben, davon die allermeisten wegen der Hitze. Smith warnte trotz der deutlich niedrigeren Temperaturen am Mittwoch vor weiteren Feuern. Der Boden sei noch immer völlig ausgetrocknet.

In der Toskana wurden Hunderte evakuiert

In der italienischen Toskana haben am Mittwoch mehr als 100 Feuerwehrleute weiter gegen einen großen Waldbrand nahe der Stadt Lucca gekämpft. Rund 500 Bewohner in der Gegend der Gemeinde Massarosa seien vor den Flammen in Sicherheit gebracht worden, teilte die Feuerwehr am Mittwochmorgen mit. Auf einem Video aus der Nacht war zu sehen, wie die Flammen nahe einer Siedlung loderten und sich an Bäumen hochfraßen. Einige Gas-Tanks seien explodiert, twitterte Regionalpräsident Eugenio Giani am Mittwochmorgen. Einige Seiten der Brand-Front hätten sich wegen starker Winde ausgedehnt.

Die Feuerwehr ist nach eigenen Angaben mittlerweile mit mehr als 100 Einsatzkräften vor Ort. Aus der Luft unterstützen vier Löschflugzeuge und ein Helikopter die Brandbekämpfung. Der Einsatz läuft bereits seit vergangenem Sonntag. Weitere Brände wurden auch aus anderen Teilen der Toskana gemeldet. In Florenz brannte es laut Bürgermeister in einem unbewohnten Gebiet auf einer Grünfläche. Anwohner in der toskanischen Hauptstadt sollten ihre Fenster geschlossen halten.


Bildnachweis: © Loic Venance/AFP/dpa
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