13. Januar 2021 / Allgemein

Projektleiter bei der Aktion Kleiner Prinz?

Dieter Grothues im Gespräch mit Eva-Maria Schmitz und Ricarda Reker-Nass

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Die Aktion Kleiner Prinz ist in Warendorf und Umgebung als aktive Kinderhilfsorganisation bekannt. Was genau machen aber die Menschen, die ehrenamtlich dort arbeiten? Welche Aufgaben haben sie übernommen? Wie ist ihre Motivation? Wie funktioniert eine solche Organisation, die sich eine internationale Reichweite und einen überregionalen Bekanntheitsgrad erarbeitet hat? Wir wollen in unregelmäßiger Reihenfolge Vorstandsmitglieder mit ihren Ressorts, aber auch ehrenamtliche Helferinnen und Helfer vorstellen. Wir beginnen mit einem Interview mit Dieter Grothues, dem Projektmanager der Kinderhilfsorganisation.

Dieter Grothues im Gespräch mit Eva-Maria Schmitz und Ricarda Reker-Nass

 

  1. Wie sind Sie zur Aktion Kleiner Prinz gekommen?

Die Arbeit der Aktion Kleiner Prinz hat mich seit der Vereinsgründing 1993 interessiert. Mich hat fasziniert, was man von Warendorf aus alles erreichen kann, wenn man sich nur traut. 
Als auf der Mitgliederversammlung 1998 ein Beisitzer gesucht wurde, habe ich mich spontan beworben und wurde gewählt.
In die Funktion des Projektkümmerers bin ich dann nach und nach hineingewachsen.

Bei dieser Aufgabe hat mir sehr geholfen, dass ich mich beruflich mit internationalen Projekten im Anlagenbau beschäftigt habe und viel unterwegs war. Kenntnisse in Vertragsgestaltung, die Bereitschaft zu Projektreisen sowie Sprachkenntnisse sind, so denke ich, wichtige Voraussetzungen dafür, dass der Projektleiter bei der Aktion Kleiner Prinz seinen Job machen kann.

 

       2.  Was macht ein Projektleiter?

Der Projektleiter der Aktion Kleiner Prinz setzt die Hilfsprojekte um, die der Vorstand beschlossen hat. Der Vorstand hat vorher festgestellt, dass das Projekt die Förderrichtlinien erfüllt. Dann ist es meine Aufgabe, einen Vertragsentwurf zu formulieren und diesen mit dem Vertragspartner abzustimmen. In dem Vertrag werden die Rechte und Pflichten der Vertragspartner festgelegt. Sie bilden die Grundlage für die Zusammenarbeit. In den Vertrag gehört eine Beschreibung des Projektes sowie die Festlegung der Kosten. Der lokale Projektpartner verpflichtet sich, über den Projektverlauf zu berichten, die Projektkosten nachzuweisen und brauchbare Dokumente zur Veröffentlichung bereitzustellen.

 

      3.     Nach welchen Kriterien wählt die Aktion Kleiner Prinz Projekte aus?

Da die Aktion Kleiner Prinz selbst vor Ort in den Projekten kein Personal beschäftigt,  arbeitet sie bei der Durchführung von Projekten mit lokalen Partnerorganisationen zusammen.

Um Projektrisiken zu minimieren, erfolgt die Auswahl einer Partnerorganisation in der Regel nach folgenden Kriterien: Die Partnerorganisation engagiert sich nachweislich seit Jahren erfolgreich für Kinder in Not und/oder ein verantwortlicher Vertreter der Partnerorganisation ist der Aktion Kleiner Prinz persönlich bekannt.

     4.   Wie läuft das konkret ab? 

Weil wir ehrenamtlich arbeiten, können wir uns die Projekte aussuchen, für die wir uns engagieren. Wir müssen aber sicherstellen, dass das, was wir vorhaben, auch realisierbar ist und dass der Erfolg überprüft werden kann.

In  den Medien hatten wir beispielsweise von dem außergewöhnlichen Engagement der Deutschen Jenny Rasche für Romafamilien in Siebenbürgen gehört.

Viele dieser Familien leben in einer für uns kaum vorstellbaren Wohnsituation, die einen äußert negativen Einfluss auf die Entwicklung der Kinder hat und dringend verbessert werden muss.

Vor Ort bei Jenny Rasche in Rumänien konnten wir uns von der Sinnhaftigkeit des  Projektes „Baumaterial für arme Roma-Familien in Siebenbürgen" überzeugen.

Von dem Projektpartner „Kinderhilfe für Siebenbürgen e. V.“ aus Stapelburg bei Hannover wurde in Rumänien Baumaterial für fünf kleine Zwei- bzw. Drei-Raum-Häuser beschafft, mit dem dann von den Roma-Familien in Eigenleistung die Häuser errichtet wurden, und zwar auf Grundstücken, die die Gemeinde zur Verfügung gestellt hatte. Das ist echte Hilfe zur Selbsthilfe. Zudem hält man so die jungen Leute im Land, die sonst vielleicht nach Westeuropa auswandern würden.

 

          5.     Woher kommt das Geld und wer verwaltet es?

Die Aktion Kleiner Prinz finanziert sich hauptsächlich durch Spenden,     Mitgliedsbeiträge und durch Erlöse aus Trödelverkauf und Veranstaltungen wie dem Hoffungslauf. In Krisenzeiten wie aktuell in der Corona-Krise sind viele Einnahmemöglichkeiten für uns weggebrochen. Spenden und veranstaltungsunabhängige Einnahmen zur sicheren Finanzierung der langlaufenden Projekte sind für uns um so wichtiger. Gerne möchte ich hier um Neumitglieder oder Dauerunterstützer werben, die uns ein stückweit unabhängig machen. 

      

           6.    Wie wird kontrolliert, wie das Geld verwendet wird? 

Unsere Projektpartner verpflichten sich vertraglich, regelmäßig vom Projektverlauf zu berichten, Fotos zu senden und die Kosten zu belegen. In der Regel wird in einem Abschlussbericht dokumentiert, ob das Projektziel erreicht wurde. Wir versuchen die Projekte, insbesondere die langlaufenden, regelmäßig zu besuchen. Ein regelmäßiger Austausch mit den Verantwortlichen vor Ort ist unverzichtbar, um einen Eindruck zu gewinnen, ob die Projektvoraussetzungen noch stimmen. 

 


            7.      Die Aktion Kleiner Prinz bezeichnet sich als „Internationale Hilfe für Kinder in Not“. Gibt es auch Projekte in Deutschland, die Sie unterstützen, eventuell auch in Warendorf?

Auch in Deutschland sind Kinder in Not, um die wir uns kümmern. Mit dem Bunten           Kreis aus Coesfeld finanzieren wir im Rahmen der Familiennachsorge die Stelle einer Case Managerin im Franziskushospital in Münster, die in den Wochen nach der Geburt eines kranken Kindes den Familien zur Seite steht. 

Wir sind auch für bedürftige Kinder in Warendorf da, zum Beispiel in der Weihnachtszeit.

Zurzeit beobachten wir, dass die Corona-Auflagen Spannungen in den Familien auslösen und die seelischen Nöte der Kinder auch hier im Kreis Warendorf zunehmen. Wir überlegen, wie wir hier helfen können, zum Beispiel in Zusammenarbeit mit dem Frauenhaus. 

                   8.    Angesichts des immer mehr zunehmenden Elends / der Not in der Welt: sind Sie     da manches Mal deprimiert, kommt Resignation auf, weil die Hilfe nur „einen Tropfen auf den heißen Stein“ bedeutet?

Wenn auf dem Land in Uganda armen Kindern mit unserer Hilfe ein Schulabschluss ermöglicht wird, wenn in Bosnien vernachlässigte, hungrige Kinder aus prekären Familienverhältnissen morgens in der Schule mit unserer Hilfe täglich ein Frühstück bekommen, wenn in Rumänien ein behindertes Kleinkind rechtzeitig Frühförderung bekommt, die ohne die Aktion Kleiner Prinz nicht möglich wäre, dann ist das für mich Motivation genug. 

Die Welt werden wir nicht retten können, aber wir können sie durch unsere Arbeit ein kleines bisschen besser und gerechter machen. 

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