22. Januar 2023 / Aus aller Welt

Chinesen in aller Welt begrüßen das Jahr des Hasen

Viele Chinesen können erstmals seit Beginn der Pandemie das Neujahrsfest mit Familie feiern. Internationale Experten fürchten eine massive Infektionswelle, Chinas führender Epidemiologe gibt indes Entwarnung.

Gläubige mit Mund-Nasen-Schutz verbrennen ihre ersten Räucherstäbchen, während sie im Wong-Tai-Sin-Tempel in Hongkong das Neujahrsfest feiern.

Chinesen in aller Welt haben nach dem traditionellen Mondkalender in der Nacht auf Sonntag das neue Jahr begrüßt. Das Jahr des Hasen, dem vierten der zwölf Tierkreiszeichen in der chinesischen Mythologie, soll laut Wahrsagern unter anderem für Harmonie und Langlebigkeit sorgen.

Das Neujahrsfest wird von Sorgen vor einer massiven Corona-Welle überschattet. Chinas führender Epidemiologe vom Zentrum für Krankheitskontrolle und Prävention (CDC) hält einen flächendeckenden Anstieg der Zahl der Infektionen aufgrund einer hohen Immunisierung aber für unwahrscheinlich. Wie Wu Zunyou am Samstag auf der chinesischen Online-Plattform Weibo schrieb, sollen sich inzwischen bereits bis zu 80 Prozent aller Chinesen mit dem Virus angesteckt haben.

Erst Anfang Dezember hatte die kommunistische Staatsführung in Peking die strengen Corona-Maßnahmen aufgehoben. Für Millionen Familien ist das diesjährige Neujahrsfest die erste Möglichkeit seit Beginn der Pandemie, wieder persönlich zusammenzukommen. Die Behörden rechneten mit knapp zwei Milliarden Trips während der insgesamt 40-tägigen Reisesaison, was rund 70 Prozent des Reisevolumens vor der Pandemie entspräche.

Die Lage ist angespannt

Doch die Corona-Lage im Land ist angespannt. Zwar hat sich die Situation in den großen Metropolen wie Peking und Shanghai nach einer starken Infektionswelle im Dezember wieder weitgehend normalisiert, in den Hinterland-Provinzen steht die Belastungsprobe aber erst noch aus.

Dort ist das Gesundheitssystem im Vergleich nur rudimentär entwickelt, modern ausgerüstete Krankenhäuser sind oft mehrere Autostunden entfernt. Gleichzeitig leben in den ländlichen Gegenden vorwiegend ältere Bevölkerungsgruppen, die in China bislang nur einen unzureichenden Impfschutz haben: Ein Viertel der über 60-Jährigen ist laut chinesischen Staatsmedien weiterhin nicht geboostert.

Das Forschungsinstitut Airfinity in London rechnet damit, dass die derzeitige Corona-Welle in der kommenden Woche mit bis zu 36.000 Toten pro Tag ihren Höhepunkt erreichen könnte. Solche Prognosen stehen in krassem Widerspruch zu den offiziellen Angaben der chinesischen Staatsmedien, die die dramatische Situation herunterspielen.

Am Freitag hatte Vize-Premierministerin Sun Chunlan laut Xinhua gesagt, dass die Zahl schwerwiegender Covid-Fälle in den Notfallstationen stetig abnehme. Gleichzeitig betonte die 72-Jährige, dass man das medizinische Personal auf kommunaler Ebene verstärken und die Versorgung mit Arzneimitteln in ländlichen Gebieten sicherstellen müsse.

Internationale Experten bleiben skeptisch, die offiziellen Angaben lassen sich allerdings kaum überprüfen. Die Behörden haben zuletzt eine einmonatige Zensurkampagne gestartet, um in sozialen Medien gegen «düstere Emotionen» und «Gerüchte» über die Corona-Lage vorzugehen. Offensichtlich sollen keine Negativschlagzeilen die Feststimmung der Chinesen trüben.


Bildnachweis: © Bertha Wang/AP/dpa
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