1. Februar 2023 / Aus aller Welt

Vermisste radioaktive Kapsel in Westaustralien gefunden

Wie kann eine radioaktive Kapsel einfach so vom Laster fallen? Der bizarre Vorfall beschäftigt die Behörden in Westaustralien seit Tagen. Nun gibt es immerhin Entwarnung.

Mitarbeiter des Department of Fire and Emergency Services suchen nach der winzigen Kapsel.

Riesenerleichterung in Australien: Eine vom Laster gefallene radioaktive Kapsel ist wieder aufgetaucht. Fieberhaft hatten Experten und Notdienste im Westen des Landes tagelang nach dem gefährlichen Winzling gesucht - nun wurde er im Outback gefunden.

Einsatzteams der Behörde für Strahlenschutz und der Feuerwehr hätten die millimeterkleine Kapsel südlich der Bergbaustadt Newman am Straßenrand entdeckt, teilte der Regionalminister für Notdienste, Stephen Dawson, am Mittwoch mit. «Das Objekt zu lokalisieren war eine monumentale Herausforderung», sagte er. «Die Suchtrupps haben buchstäblich die Nadel im Heuhaufen gefunden.»

Auf einer 1400 Kilometer langen Strecke verloren

Die Mini-Hülse mit dem hoch radioaktiven Cäsium 137 war beim Transport von einer Mine nördlich von Newman zu einem Depot nahe der Großstadt Perth von einem Lastwagen verschwunden. Jedoch war völlig unklar, wo das Objekt auf der 1400 Kilometer langen Strecke abhandenkam. Der Vorfall ereignete sich irgendwann nach dem 12. Januar. Dass die Kapsel fehlte, wurde erst am 25. Januar beim Entladen des Lkws bemerkt.

Bei Menschen, die ihr zu nahe kommen, hätte die Strahlung Experte zufolge zu Verbrennungen der Haut und bei längerer Exposition auch zu Krebserkrankungen führen können. Die Behörden hatten die Bevölkerung immer wieder aufgefordert, mindestens fünf Meter Abstand zu halten, sollte jemand das silberne Gehäuse entdecken. Auch wurde geraten, bei Kontakt mit der Kapsel umgehend ein Krankenhaus aufzusuchen.

Zeitweise wurde befürchtet, die Kapsel könne sich im Profil eines vorbeifahrenden Fahrzeugs auf dem Great Northern Highway festgesetzt haben. Nun wurde sie aber etwa zwei Meter neben der Straße entdeckt, in einer mit verdorrten Büschen und niedrigen Sträuchern bewachsenen Gegend des Outbacks. Auf Fotos war zu sehen, wie die Hülse in der staubtrockenen roten Erde liegt, umgeben von kleinen Steinen und von diesen kaum zu unterscheiden. Die Kapsel ist nur sechs mal acht Millimeter klein und damit nicht mal so groß wie ein Zehn-Cent-Stück.

Der glückliche Fund ist einem Spezialdetektor auf einem Suchfahrzeug zu verdanken, der die Strahlung angezeigt hatte. Die Kapsel wurde in einem Bleicontainer gesichert und sollte über Nacht an einem sicheren Ort in Newman gelagert werden. Am Donnerstag wird sie zu einer Einrichtung des Gesundheitsministeriums in Perth transportiert und dort auf eventuelle Schäden untersucht. «Wir werden anschließend den Fundort untersuchen, um sicherzustellen, dass es keine Kontamination in der Umgebung gibt», erklärte Feuerwehr-Sprecher Darren Klemm. Es sei aber unwahrscheinlich, dass die Kapsel ausgelaufen sei.

Bergbauriese Rio Tinto entschuldigt sich

Radioaktive Kapseln werden im Bergbau verwendet. In der Region von Newman wird vor allem Eisenerz abgebaut. Der britisch-australische Bergbauriese Rio Tinto hatte sich für den Vorfall entschuldigt. Der Konzern betreibt die Gudai-Darri-Mine, von wo aus die Kapsel transportiert wurde.

Rio Tinto hatte nach eigenen Angaben einen Drittanbieter mit entsprechendem Fachwissen und Zertifizierung beauftragt, die die gefährliche Fracht sicher zu verpacken. Der Konzern werde eng mit der Regierung des Bundesstaates Western Australia zusammenarbeiten, um den Unfall aufzuklären, sagte Simon Trott, der Leiter der Eisenerzabteilung von Rio Tinto. Die Untersuchung der Behörden werde voraussichtlich mehrere Wochen dauern, berichtete der Sender ABC.

«Es ist mir ein Rätsel, wie so etwas von der Ladefläche eines Lastwagens fallen kann», hatte Minister Dawson zuvor erklärt. Zu dem Vorgang laufen Untersuchungen. Es wird angenommen, dass sich im Container durch die Vibrationen bei der Fahrt ein Bolzen gelöst hat und die Mini-Hülse durch das Bolzenloch fiel. Dass es zu einem juristischen Verfahren kommt, gilt aber als unwahrscheinlich. Derzeit versucht die Regierung von Westaustralien zu klären, wie die teure und aufwendige Suche bezahlt werden soll. Rio Tinto hat bereits signalisiert, für die Kosten aufkommen zu wollen, falls das Unternehmen darum gebeten werde.


Bildnachweis: © Evan Collis/DEPARTMENT OF FIRE AND EMERGENCY SERVICES/dpa
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