Stufentreffen im kleinen Rahmen

Stufentreffen im kleinen Rahmen

Wie lange es die Tradition bereits gibt, weiß wohl keiner so genau. Mehr als 20 Jahre dürften es allerdings sein. Einen Tag vor Heiligabend sind in der Emsstadt Stufentreffen angesagt und da geht aus, wer kann und mag. In den Gaststätten Warendorfs herrscht der Ausnahmezustand. Die Treffen haben mittlerweile richtigen Kultcharakter bekommen. Kaum lässt sich in die Kneipen herein kommen, geschweige denn wieder hinaus. Bereits um 21 Uhr sind die meisten Gaststätten brechend voll. Die jungen Menschen sind gut gelaunt und freuen sich, mit ehemaligen Klassenkameraden zu plaudern und ein Bierchen zu trinken. Was machst du so, geht’s mit dem Studium vorwärts? Wie siehts im Beruf aus? Solche und ähnliche Fragen brennen einen Tag vor dem Fest natürlich unter den Nägeln.

Ganz anders läuft's im Jahr 2021. Das beliebte Treffen findet nur noch, wenn überhaupt,  in kleinem Rahmen zum Beispiel in der „Bar One“ statt. Man trifft sich jetzt eher in kleinen Gruppen und freut sich, dass das  noch möglich ist. Die Pandemie verlangt gerade den jungen Menschen sehr viel ab. „Positiv ist, dass heute endlich mal etwas für junge Leute in Warendorf los ist“, sagt die Psychologiestudentin und Ex-Laurentianerin Lou. Jan, der Wirtschaftsinformatik in Dortmund studiert, stört nicht nur, dass alle Clubs geschlossen sind, sondern vor allem, dass er noch keinen Tag Präsenzunterricht in der Uni genossen hat. Über alte Zeiten zu schnacken, fröhlich zu sein und einfach nur den Abend zu genießen, fällt vielen Menschen schwer. „Die Clubs sind zu, viele müssen aus Bielefeld wegziehen, weil sie ihr Zimmer nicht mehr bezahlen können“, sagt Lou. „Der Sommer war ja ganz okay. Aber der Winter ist echt schwere Kost“, ergänzt Marvin, der in Bielefeld Sport und Gesundheitsmanagement studiert. 

Zwar haben sie den grünen Teppich des Laurentianums verlassen, die gute Laune jedoch haben sich die vier jungen Frauen nicht vermiesen lassen, die am Donnerstag ebenfalls in der Bar One Station machen. „Langsam bekommen wir wieder den Groove“, sagen sie. Und das, obwohl sich einige  Zukunftspläne geändert haben. Selbst ein geplantes Treffen der Stufe in Indonesien musste abgesagt werden. Vom gesamten Jahrgang kommen nur eine angehende Grundschullehrerin, eine Architektin, eine Polizistin und eine Journalistin zusammen. Zoe, Maja, Lotta und Emilia finden nicht nur die im vergangenen Jahr verhängten Ausgangssperren befremdlich. Die „Zoom-Konferenzen“ der Unis empfinden die Ladies als unpersönlich. „Viele stellen ihre Kameras doch aus“. Die Universitäten indes versuchen schon sehr viel, so der Tenor. Spiele- oder Kinoabende in Präsenz nennt die Gruppe als Motivation. „Sonst ist es jedoch schwer, Leute kennenzulernen“.

Während in der Bar One sich die „Treffler“ vor allem vom Laurentianum die Klinke in die Hand geben, finden sich in der Alten Frieda eher „alte“ Bekannte ein. Hier wird ganz „easy gechillt“, lauscht man der Rockmusik aus den Lautsprecherboxen. Ganz anders in der Gaststätte „Zur Sonne“. Hier kommt nur rein, wer gesund oder genesen ist und zudem einen negativen Test vorlegt. Eine Boosterimpfung, die eigentlich laut Corona-Schutzverordnung einen Test entbehrlich macht, wird hier jedoch nicht akzeptiert.